Der lange Weg nach Weimar / Schillerroman Teil 2
Friedrich Schiller! - "Der Mensch ist doch größer als der Klassiker"
so titelte der General Anzeiger Bonn in seiner Rhein-Sieg-Ausgabe in einem Artikel über Teil 1 des Schiller Romans "Der lange Weg nach Weimar" - und es trifft vor allem auch auf Teil 2, den Roman über das Werden des Klassikers Schiller und des größten deutschen Freiheitsdichters zu.
Den großen Freiheitsdichter Schiller kennt man, den Menschen Schiller und seine unglaubliche Lebensgeschichte gilt es zu entdecken. Von 'Kabale und Liebe', 'Don Carlos', über die großen Balladen bis zum dreiteiligen riesigen und einzigartigen 'Wallenstein'-Drama und 'Wilhelm Tell', vom fahnenflüchtigen Regimentsarzt , mittellos und hungernd, über den leidenschaftlichen Liebhaber und Freigeist, bis hin zum größten Freiheitsdichter seiner Zeit, der selbst Goethe zeitweise in den Schatten stellte, reicht der Spannungsbogen dieses groß angelegten Romans. Es macht Spaß, wenn Roman und Biografie zusammenstoßen...
Ein Gespräch mit einem Schulfreund Thomas K. im Sommer 2020
Ich habe mich zuerst gefragt: Warum schon wieder Schiller? Ich meine, Du hattest doch 2005 mit dem Hardcover Roman "Schiller" bei Langen Müller einen schönen Erfolg. Und jetzt gleich zwei Schiller Romane über die Lebensabschnitte Jugend und den anderen über die schwierigen Anfangsjahre als Autor bis hin zum großen deutschen Dichter! Was fasziniert dich so über die Jahrzehnte, damit du solch ein Werk fertig bringst?
Menschen wie Schiller und auch Goethe, Shakespeare, Büchner, Heine, Hemingway überragten natürlich ein jeder für sich mit ihrem Werk ihre Zeitgenossen, wenngleich diesen das zu Lebzeiten der Schriftsteller gar nicht bewusst war. Aber sie sprengten Grenzen, dachten weiter, sahen den Wert des einzelnen Menschen, zeigten, dass er eine Würde und Rechte besitzt. Sie standen oftmals mit ihrem Leben und ihrer eigenen Freiheit dafür ein und erkrankten nicht selten bis auf den Tod. Schiller hat in diesem Sinn alles gegeben. Kompromisslos - auch gegen sich selbst! Er konnte gnadenlos sein, wenn es darum ging, ein Ziel zu erreichen. Er war eine Fackel voller Ideale, Ideen und Visionen, die stets an beiden Enden gleichzeitig brannte. Wer über ihn als Mensch liest, wird ergriffen von dem Gedanken, ihm einmal begegnen zu wollen. Ich denke, auf dieser Reise bin ich noch immer nicht am Ziel.
Ich bekenne es gleich an dieser Stelle noch einmal: Der Deutschkurs des Gymnasiums war nicht meine Leuchtstunde - und bei den ollen "Klassikern" bin ich am liebsten abgetaucht. Mir reichten noch die auswendig gelernten Balladenverse in der Mittelstufe. Zum Schiller Roman habe ich vor allem deshalb gegriffen, weil ich neugierig war, was du so schreibst. Ich hatte keine großen Erwartungen. Und dann geschah etwas Seltsames, Unerwartetes! "Die Stunde der Räuber“ über Schillers grausame Jugend hat mich wirklich sehr beeindruckt und gefesselt. Ich kann mich da nur einer Leserin anschließen, die in ihrer Lovelybooks Besprechung schrieb, an manchen Stellen sei es ihr richtig schwer gefallen, diesen „Schiller-Roman“ aus der Hand zu legen! Klar, dass du mich am Haken hattest und ich unbedingt Teil 2 lesen musste. Er macht da weiter, wo Teil 1 aufhörte, beim Leiden, beim Ringen um Ausdruck und Anerkennung. Aber er ist auch ganz anders. Besonders fasziniert hat mich die Art, wie es dir gelingt, vieles über die Entstehung der großen Werke in eine Handlung einzubringen und nachvollziehbar und interessant zu machen. Gerade auch für Nicht-Literaturwissenschaftler. Und dann die großartigen Liebesgeschichten und die Licht - und vor allem die Schattenseiten der Freundschaft mit Goethe. Auch in mir hallt die Lektüre noch lange nach...
Danke Dir, so etwas hört ein Autor narürlich gern! Mehr davon! Auch ich lese gern gute Literatur und unterhaltsame noch dazu - besonders, wenn sie von mir ist... Scherz, habe ich irgendwo bei einem Schriftstellerkollegen aufgeschnappt. Aber im Ernst: Warum, frage ich mich oft, sind viele Leser historischer Romane so häufig von Schlachtengetümmel fasziniert? Oder an Königshäusern, reichen Gutsherren und Despoten? Ist nicht ein Mensch wie Schiller, der die schöpferische Freiheit für sich selbst gewählt und in Anspruch genommen hat, und alle Konsequenzen dafür zu tragen bereit war, ungleich faszinierender und moderner. Wer meinem Schiller folgt, wer dessen Lebensspuren aufnimmt, der taucht auch in die Welt der Weimarer Geistesgrößen ein. Viele große Dinge sind in dieser goldenen Zeit angedacht worden. Werte, die heute für uns selbstverständlich sind, wenn wir beispielsweise in unser Grundgesetz schauen und auf die Art und Weise, wie wir als Individuen unseren Alltag weitgehend selbstbestimmt gestalten - und das sogar einklagen können. Ist es nicht spannend, sich klar darüber zu werden, wo dies alles seinen Anfang genommen hat und welch große Geister ihren Anteil daran hatten? Spannender vielleicht, als die Frage, wie viele 1000 Menschen jemand für einen blutig erkauften Sieg auf dem Schlachtfeld hinter sich gelassen hat? Einer unserer Lehrer, Wolfgang Kopplin, du erinnerst dich vielleicht noch? Er hat uns immer gepredigt, es geht darum, klarzumachen: Was geht es dich an, was geht es uns an, heute! Das war auch mein Ansatz beim Schreiben dieses Schillerromans. Was geht uns Schiller heute an? Wie würde er auf uns wirken, wenn wir ihm heute begegneten? Ohne dabei natürlich den zeitgeschichtlichen Zusammenhang ganz aus den Augen zu verlieren. Denn immerhin handelt es sich um einen historischen Roman. Dieser, ich nenne ihn 'existenzielle Ansatz', trägt vielleicht dazu bei, dass dieser Schiller fasziniert und einen nicht loslässt als Leser. Aber mir als Autor ging es jedenfalls nicht anders. Dieser Schiller ist bei mir zu Hause meine Arbeitsstube eingezogen. Ich habe ihm schon so häufig den Mietvertrag gekündigt, er zieht einfach nicht aus.
Ja, sicher, da ist was dran. Es war vor allem auch das Menschliche, was mich fasziniert hat.
Nimm zum Beispiel den Schiller als Autor, der gerade an dem großen 'Wallenstein', diesem einzigartigen Riesenepos arbeitet und wie er dem Kaufmann Sander aus Berlin begegnet. Es gibt einen Brief, den ich in einem Anekdotenbuch entdeckt habe und hier an dieser Stelle einmal zitieren möchte:
„Ja so! hätte ich doch bald vergessen, dass ich auch Schiller gesprochen habe und dass wir am Ende der Unterredung sogar bis zum Händeschütteln kamen. Aber – Schiller ist nicht mein Mann. Ein sehr gemeines Gesicht und dabei etwas Widriges. Denke Dir sehr eingefallene Backen, eine sehr spitze Nase, fuchsrotes Haar auf dem Kopfe und über den Augen. Und nun war er in seinem Garten, mit gelben eingetretenen Pantoffeln und in einem schlafrockähnlichen Überzug. Wäre ich so mit ihm in einer öden Gegend zusammengetroffen, ich hätte für mein Leben oder wenigstens für meine Börse gefürchtet.“
Er rückt den geradezu übermenschlich großen Schöpfer eines Riesenwerks in menschliche Nähe. Und ermöglicht es uns auch wieder, einen ganz normalen menschlichen Blick auf dieses Werk zu gewinnen. Dies ist einer der Kunstgriffe, die ich als Erzähler im Roman gern verwende. An vielen Stellen im Roman bekommt der Leser zudem Zitate aus Schillers Werken, in Ausschnitten oder aus Briefen, sozusagen Schiller pur in kleinen Dosen als Zugabe, die ihn in die Zeit und in die Geisteshaltung eintauchen lassen. Ganz ohne, dass er sich dazu anzustrengen braucht. Die Literatur soll den Lesenden, neugierig machen, ihn nicht bestürmen, nicht erschlagen. Schiller soll entflammen, dass bin ich ihm schuldig!
Hast du beim Schreiben Beethoven gehört? Beethoven war einer von Schillers Lieblingskomponisten und damit beginnt "Der lange Weg nach Weimar" - überraschender Weise.
Ja, hin und wieder habe ich auch Beethoven gehört. Aber mehr Bach und Miles Davis. Eine seltsame Mischung, aber sie hilft. Schiller war auch ganz eigen in seiner Auswahl. Nur gedroht, geschrien und gestampft habe ich nicht. Ich bin eher der ruhigere Typ.
Du machst doch Musik, hast unter anderem eine Komposition zu Schillers Ode an die Freude verfasst. Ist Literatur für dich auch etwas, das mit mit Musik zu tun hat?
Ja, Musik muss einen Klang haben. Besonders, wenn sie unter die Haut gehen sollt. Literatur auch. Sätze müssen schwingen. Häufig lese ich Geschriebenes erst einmal laut vor, meistens meiner Frau, um ein Gefühl für den Rhythmus der Sätze und die Abfolge der Worte zu bekommen. Für die Musik und das Gefühl, das eine Idee tragen soll. Sehr rasch spüre ich dann, wenn etwas nicht stimmt, wenn es holpert, voller Wiederholungen oder schiefer Bilder ins Stocken geraten ist. Dann weiß ich, hier muss noch einmal Handwerkliches geleistet werden. Oder ich bin nicht nah genug dran an meinem Protagonisten. Ja, Musik und Literatur haben vieles gemeinsam.
Manchmal geriet mir der Schiller bei der Lektüre der beiden Romane unheimlich vertraut und nah. Ich erinnerte mich an quälende Stunden der Literaturgeschichte und meine bescheidenen Interpretationsversuche, bei denen ich mich immer gefragt habe, wofür ich die im Leben einmal brauchen werde - und ich wurde bei der Romanlektüre misstrauisch: Das konnte doch jetzt nicht so leicht sein, den Schiller zu verstehen, Leben und Werk - in aller Bescheidenheit - in Ansätzen in einer Gesamtschau zu begreifen! Mogelst Du dabei ein wenig? Wie viel Wahrheit steckt da an Schiller drin, was ist erfunden? Obwohl ich gestehen muss, dass es mir eigentlich fast ein wenig gleichgültig ist, denn eine Biografie wäre mir sicherlich zu verkopft und meine Vorstellung von Deinem Schiller hat mir Lust gemacht auf mehr.
Du glaubst gar nicht, wie oft mir als Erzähler die Frage nach der Wahrheit gestellt wird, als ob ein literaturwissenschaftlich orientierter und geschulter Biograf mit einem Buch die Wahrheit über Person und Geschehnisse allein gepachtet hätte! Siegmund Freud hat einmal gesagt: "Wer Biograf wird, verpflichtet sich zur Lüge, zur Verheimlichung, Heuchelei, Schönfärberei und selbst zur Verhehlung seines Unverständnisses, denn die biografische Wahrheit ist nicht zu haben, und wenn man sie hätte, wäre sie nicht zu brauchen." Bei der Recherche zu meinem Buch habe ich Biografien aus verschiedenen Jahrzehnten und Jahrhunderten über Schiller auf dem Tisch gehabt und - obwohl sich doch im Großen und Ganzen an den wichtigsten Fakten und Eckpunkten zum Leben Schillers kaum etwas geändert haben dürfte, fielen die Lebens- und Werksbeschreibungen unterschiedlich aus. So unterschiedlich, dass man am Ende meinen könnte, man hätte es mit einer völlig anderen Person zu tun. Zeitgeist, politische Verhältnisse und gesellschaftlicher Blickwinkel bestimmen eben auch unsere wissenschaftliche Wahrnehmung und Wertungen. Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Biografie und einem Roman liegt darin, dass im Roman eine weitere Ebene hinzutritt: die der Wahrnehmungen und des Gefühls. Der Leser sieht die Welt mit den Augen seines Protagonisten und es wird nicht nur gezeigt, wie er auf Ereignisse reagiert, auch seine Empfindungen werden für den Leser transparent. Dies ist in der Biografie nur dort möglich, wo Schiller beispielsweise in Briefen oder Zeitzeugen gegenüber über seine Gefühle Zeugnisse hinterlassen hat, auf die sich der Wissenschaftler bezieht und die er deutet. Bei dieser zusätzlichen Dimension bewege ich mich als Romanautor im Spekulativen und im Gestaltenden. Denn man sollte nie vergessen, es ist ja kein Zufall, dass ein Autor sich diesen und keinen anderen Protagonisten für seine Handlung erwählt hat - er hat auch eine Motivation und nicht selten eine Botschaft. Ich bekenne daher gern, wenn ich um eine kurze Antwort auf die Frage nach der Wahrheit gebeten werde, dass ich als Erzähler einer Romanbiografie über Schiller ein geschickter Lügner bin. Natürlich kann ich recherchieren und nachlesen, wie man 1797 in Weimar gelebt, sich gekleidet, was man gegessen hat. Aber weiß man daher schon sicher, wie es sich angefühlt hat, zu dieser Zeit zu leben? Ich treffe eine Auswahl bei der Kleidung, dem Essen, den Häusern und Räumlichkeiten, Lebens- und Liebesgewohnheiten, achte auf Ungewöhnliches dabei, denn das bleibt bei den Lesern haften. Besonderheiten, Ecken und Kanten bieten sich bei Schiller zuhauf. Beispielsweise bei seinen schweren Krankheiten: Malariaschübe, die er mit Unmengen Chinarinde traktierte und sich seinen Magen ruinierte, wie er zwei, drei Tage die Woche eigentlich nur noch arbeitsfähig war, mit seinen faulen Äpfeln im Schreibtisch seine Geruchsnerven und damit seine Bereitschaft und Fähigkeit zur Arbeit reizte, sich mit einem Reitpferd selbst zu kurieren versuchte, obwohl er ein miserabler Reiter war...
...Oder seine Vorstellungen von einer Liebschaft oder später Ehe zu dritt! Dieser Schwerenöter!
Das Spannende bei Schiller ist bei der Beziehung zu den Frauen dieses "Sowohlalsauch". Ohne Frage gibt es den Schiller als Stürmer und Dränger, der auf Konventionen pfeift und moralische Grenzen überschreitet. Erinnere Dich allein an die -übrigens von Zeitzeugen überlieferten- Gelage des jungen Schiller in Stuttgarter Wirtshäusern, wo er es - dabei ohne Unterlass schnupfend - in aller Öffentlichkeit mit leicht zu habenden Soldatenweibern trieb oder sein nicht ganz sauberes Verhältnis zu der Majorswitwe Vischer, bei der er zur Miete wohnte. Aber er hatte ja auch keine normalen altersgerechten Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht auf der Karlsschule und unter herzoglichem Verschluss machen können. So stolperte er bis Anfang Zwanzig in Beziehungen und Erfahrungen völlig unvorbereitet hinein, machte sich sogar teilweise auf naive Art lächerlich und vieles an seinem Verhalten - auch die Sache mit der Ehe zu dritt - ist auch Ausdruck eines Aufbegehrens gegen die Verhältnisse, wo er die Ketten des Gehorsams und die Enge hinter sich ließ, mit der man ihn klein halten wollte. In den weiteren Lebensphasen wurden Frauen, wie Charlotte von Wolzogen, Charlotte von Kalb, Karoline von Beulwitz (spätere von Wolzogen) und Charlotte von Lengefeld (seine Ehefrau) wichtige Partnerinnen für ihn, von denen er lernte, auf deren Meinung er Wert legte und die wesentliche Beiträge zu seiner Persönlichkeitsentwicklung leisteten. So haben wir auf der anderen Skala daneben den bürgerlichen (die Ballade von der "Glocke" dichtenden) Schiller im Kreis einer Familie, der Haushaltsbuch führt und Vorsorge treibt, den liebenden Ehemann und Vater, dem der Ruhm und Rummel um seine Person sogar ein großes Stück weit peinlich ist. In seiner Person und Entwicklung sind ein ungeheurer Spannungsbogen und ein Potential angelegt, das einen Roman bereichert.
Aber zurück zur Frage nach der Wahrheit und zur Nähe zum historischen Schiller, wie er wirklich gelebt hat. Halten wir fest: Wir alle von der schreibenden Zunft sind da geschickte Lügner, die erzählen, als stünden wir daneben und wären mit dem Innersten Schillers per Du. Vieles kann am Ende auch anders
Charlotte von Kalb, zeitgenössisches Portrait gemeinfrei gewesen sein, aber so, wie es im Zusammenhang erzählt wird, dann doch wieder mehr die Wahrheit als hätte man die Möglichkeit zum Foto gehabt. Um meine Erfindungen so zu schreiben, dass sowohl meine Leser, als auch ich uns möglichst nah an den wirklichen Schiller heranfühlen können, erzähle ich die Geschichte wie sich ereignet und verzichte weitgehend auf Retrospektive. Und dabei habe ich stets die spannendste aller Fragen im Blick: Wie hätte es gewesen sein können? Was war möglich?
Wie schafft man solch ein ungeheures Romanepos aus zwei Teilen? Ich habe da einen mords Respekt!
Auf den Hintern setzen und sitzen bleiben - sich Schwielen an dem Allerwertesten ersitzen und im Kampf gegen die elenden Rückenschmerzen zum Helden der Arbeit werden... Das ist nicht stets die reine Freude, aber selbstgewählt. Wenn man dann das Buch in Händen hält, die ersten Exemplare auf dem Weg zu den Leserinnen und Lesern signiert und den Applaus nach einer Lesung genießt, ist der belastende und schmerzhafte Teil ohnehin vergessen. Doch eine Qual wird es jedes Mal - ohne geht es nicht.
Ein letzter Punkt vielleicht noch: Dieses ungeheure letzte Kapitel mit der Exhumierung von Schillers Leiche durch den Weimarer Bürgermeister Schwabe und wie dieser 20 Schädel auf seinem Küchentisch liegen hat und dann Goethe ... Ja, ich weiß schon, ich sollte nicht zuviel verraten, aber eine Wahnsinnsgeschichte, wie aus einem Gothic Mystery Roman!
Schön gruselig, ich weiß. Aber wichtig für die nachträgliche Betrachtung der Dichterfreundschaft Goethe/Schiller. Ich habe diesen Roman am 07. Mai 1824, also 19 Jahre nach Schillers Tod, mit Beethovens Uraufführung der Neunten in Wien beginnen und am 13. März 1826, 21 Jahre nach Schillers Tod, mit dem Versuch seiner Exhumierung aus einem Massengrab auf dem Jakobsfriedhof in Weimar und Goethes Bemühungen um den Schädel und den Nachruhm enden lassen. Ein klassisches Romanende wäre der Tod gewesen. Ich gehe darüber hinaus. Warum? Was wir im Leben zurücklassen, sind Erinnerungen daran, wer wir waren, was wir getan haben. Ein Abdruck, flüchtig, binnen einer Generation kaum mehr zu erkennen, mehr wohl nicht. Denn was haben wir schon auf der Erde bewegt? Wohl nichts wofür es sich lohnte, Denkmäler zu errichten. Schillers Wirkung war über seinen Tod hinaus ungeheuer groß und beweist seine Leistung. Er war kein gewöhnlicher Mensch - wer über ihn erzählt, kann hinter sein Todesdatum keinen Schlusspunkt setzen. Ich habe das jetzt einmal wörtlich genommen und weiter erzählt. So, wie das Leben die Geschichte auch weiter geschrieben hat.
Und im Übrigen: Diese Geschichte um den Totengräber und Bürgermeister Schwabe, mit dem Massengrab und Schillers angeblichem Schädel ist historisch überliefert. Sie klingt unglaublich, ist aber wie so vieles absolut wahr - und kein Gegenstand eines langweiligen Deutschunterrichts.
Dein Roman hätte mich damals jedenfalls hellwach gemacht für die Schulstunden über unseren Fritz. Schade. Aber lieber spät als nie!