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Was aus Schillers Freunden und Zeitgenossen wurde

Notizen für neugierige Leser/innen

314 IMG 20180819 170202 102Geht es Ihnen nicht auch manchmal so? Sie lesen ein interessantes Buch, eine richtig dicke Schwarte - und im Laufe der Handlung eilt der Protagonist/die Protagonistin von einem Ort zum anderen und manch lieb gewonnene oder auch verhasste Nebenfigur taucht nie wieder auf. Aber wenn es diese Menschen im wirklichen Leben einmal gegeben hat, dann bin ich nicht selten neugierig, was aus ihnen geworden ist. Manchmal ergeben sich ganz eigene neue Ansätze für eine neue, andere Erzählung daraus. Ich weiß aus Gesprächen mit meinen Leserinnen und Lesern, dass es vielen von Ihnen ähnlich geht. Daher hier eine kleine Liste als Schnupperangebot betreffend Menschen aus Schillers Umfeld. Die Liste ist noch in Arbeit und noch nicht vollständig, aber ich stelle sie mit Werkcharakter schon mal zum Schmökern rein. Viel Freude damit! Manchmal geht es sogar anders herum, dass jemand diese, meine Liste liest und das Gefühl bekommt, dass es doch ganz interessant wäre, mehr über dieses Beziehungsgeflecht zu Schiller zu erfahren... Jenen rufe ich als Autor natürlich zu: Nur Mut, lesen Sie den Roman!

 

 

Abel: Professor Jakob Friedrich von Abel, geboren am 9. Mai 1751 zu Vaihingen an der Enz in Württemberg, war Professor der Philosophie an der Karlsakademie und Schillers Lehrer. 1790 wurde er Professor der praktischen Philosophie an der Universität Tübingen, 1793 zuständiger Ausbilder für die württembergischen Gymnasien und Schulen, 1825 Generalsuperintendent in Urach, später in Stuttgart. Er starb am 7. Juli 1829 in Schorndorf. Auf Einladung seines alten Akademielehrers Prof. Abel fuhr Schiller zusammen mit Friedrich von Hoven im März 1794 für drei Tage nach Tübingen. Er wohnte mit Abel zusammen in der Bursa. In Tübingen begegnete er zum ersten Mal dem Verleger Cotta. Schiller nutzte seinen Aufenthalt in Tübingen auch, um mehrere Male zusammen mit den Studenten dort zu speisen und sich heiter und angeregt zu unterhalten – und diese (so berichtete Abel) hingen mit „Liebe und Bewunderung“ an seinen Lippen. Schiller spielte sogar kurz mit dem Gedanken eine Professorenstelle in Tübingen anzunehmen.

Dannecker: Johann Heinrich Dannecker (1758-1841): Er gehörte zum engeren Freundeskreis von Schiller auf der Karlsschule/Militärakademie in Stuttgart und kam wie Schiller aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war Stallknecht und Kutscher in herzoglichen Diensten. Kurios vielleicht auch deshalb die Diskussion über sein tatsächliches Geburtsdatum: Aus Angaben in der Personalakte der Hohen Karlsschule und im Taufbuch der Stuttgarter Stiftskirche lässt sich schließen, dass Dannecker nicht wie bisher oft angenommen am 15. Oktober 1758 in Waldenbuch, sondern einen Tag darauf in Stuttgart zur Welt kam. Auf der Karlsschule lernte er Künste, insbesondere die Bildhauerei und wurde nach Abschluss als Hofbildhauer in herzoglichen Diensten verpflichtet. Ein herzogliches Stipendium erlaubte ihm über 1783 einen zweijährigen Aufenthalt in Paris. Eines seiner bekanntesten Werke fällt jedem sofort auf, der den Gesellschaftsraum im zweiten Obergeschoss des Schillerhauses in Weimar betritt: die Büste von Schiller. Das lebensgroße Abbild Schillers mit Blick Richtung Fenster in die Ferne gerichtet, entstand auf Wunsch von Schiller, der, durch lange Krankheit gezeichnet, sein Lebensende nahen sah. Der Bezug zur Antike ist offenbar und idealisiert den klassischen Dichter. Schiller zeigte sich begeistert. Das Original der Schillerbüste befindet sich heute im Weimarer Schlossmuseum.

Dalberg: Wolfgang Heribert Freiherr von Dalberg (1750-1806): Für Schiller ist der Intendant des Mannheimer Theaters insofern von besonderer Bedeutung, weil unter seiner Intendanz ‚Die Räuber‘ uraufgeführt wurden. Allerdings gehen auf ihn auch die beträchtlichen Umarbeitungen an dem Stück für die Bühnenfassung und die Verlegung des Stückes in das Mittelalter zurück. Schiller hatte zu ihm in den Anfangsjahren kein einfaches Verhältnis, da er als entflohener Regimentsmedikus unter schwierigsten finanziellen Verhältnissen sein Dasein fristen musste und Dalberg seine Zusagen ihm gegenüber nicht einhielt. Erst im März 1783 suchte Dalberg wieder Verbindung mit Schiller und stellte ihn für ein Jahr als Theaterdichter an. Auch dieses Verhältnis endete eher unglücklich. Schillers Vorstellung von einem freien Dichter passte im eigentlichen Sinne nicht zu Dalbergs Auffassung von einem Volks- und Nationaltheater.

Iffland: August Wilhelm Iffland (1759-1814): gleichaltrig zu Schiller, sollte Iffland ebenso wie Schiller auf Wunsch seiner Eltern Theologie studieren. Iffland setzte sich aber im Februar 1777 heimlich nach Gotha ab, um sich dort am Hoftheater um sein erstes Engagement zu bewerben. Im März 1777 stand er bereits das erste Mal auf der Bühne. Nach Auflösung des Gothaer Hoftheaters wurde er für das Mannheimer Nationaltheater geworben. Dort spielte er bei der Uraufführung der ‚Räuber‘ die Hauptrolle. Sein Verhältnis zu Schiller in dieser Zeit ist durchaus als schwierig zu betrachten. Er selbst schreibt ebenfalls Theaterstücke mit eher volkstümlichem Charakter, die das Publikum unterhalten und die Theaterkasse füllen sollen. Schiller und er gerieten über seine flachen Dialoge einerseits und Schillers hochfliegenden Ansprüche andererseits, die vom Theater kaum zu realisieren waren, häufig in Streit. Schiller rechnete sich große Chancen darauf aus, als Theaterdichter von einem festen Einkommen überleben zu können. Doch Iffland spekulierte zur gleichen Zeit auf diese Position. Er spann einige üble Intrigen gegen Schiller und stellte ihn zuletzt in einem Lustspiel in der Mannheimer Öffentlichkeit bloß. Schillers Vertrag als Theaterdichter in Mannheim wurde von Dalberg nicht verlängert. Dabei erkannte Iffland sehr wohl die besondere Begabung des Friedrich Schiller und suchte Jahre später immer wieder Kontakt zu ihm. Im November 1796 wurde Iffland Direktor des Berliner Nationaltheaters, und sein Ziel war es fortan, Schiller in eine engere Verbindung zu Berliner Bühne zu bringen. Anlässlich Schillers Aufenthalt in Berlin organisierte er ‚Schillertage‘ mit Aufführungen, unter anderem die großartig angelegten Aufführungen der ‚Jungfrau von Orléans‘ am 06. und 12. Mai 1804 in Anwesenheit der preußischen Königin Luise auf dem Gendarmenmarkt mit 200 Personen als Komparsen für den Krönungszug. Das Publikum war begeistert und feierte Schiller mit frenetischem Jubel. Iffland wollte Schiller seine Bewunderung zollen und all seine Möglichkeiten zur Darstellung der Werke dieses von ihm inzwischen umworbenen Dichters ausschöpfen. Doch allein seine Aufführung der ‚Jungfrau von Orléans‘ machte deutlich, wie wenig er Schiller verstand. Denn Schiller, selbst Ehrgengast in der Loge der preußischen Königin, war entsetzt über das, was er zu sehen bekam. Der ganze Aufwand war ihm zuwider und erinnerte ihn wahrscheinlich zu sehr an die Aufmärsche, zu denen er als junger Eleve an der Karlsschule zwangsverpflichtet gewesen war. Mit Mühe konnte seine Gattin Charlotte ihn davon abhalten, die Vorstellung vorzeitig zu verlassen. Schillers Kommentar: Man habe den ‚Krönungszug‘ gegeben und nicht sein Drama, ‚Die Jungfrau‘. Der Vorfall minderte nicht den Gesamterfolg der ‚Schillertage‘ von Iffland in Berlin. Der preußische König unterbreitete Schiller ein – auch finanziell – verlockendes Angebot, als Theaterdichter nach Berlin überzusiedeln. Doch Schiller entschied sich schließlich für Weimar, als der dortige Herzog ihm seine Zuwendungen verdoppelte. Iffland gilt wohl zu Recht als einer der bedeutendsten Bühnenschauspieler seiner Zeit.

Herzog: Carl Eugen Herzog von Württemberg (1728-1793): Förderer und Tyrann in Schillers Leben zugleich. Keine Frage, zu seiner Zeit ein Herrscher von Gottes Gnaden und der Albtraum jener nach Freiheit strebenden Eleven seiner Akademie. Man könnte ihn als einen brutalen Despoten, einen maßlosen Herrscher bezeichnen, der zur Gewalt neigte, der aber andererseits zugleich ein hochbegabter, vielseitig interessierter, rastloser Fürst war. Ganz der absolute Herrscher, hat er Schiller von dem Delikt seiner Fahnenflucht auch viele Jahre später nicht begnadigt und dennoch war da mehr zwischen seinem ehemaligen Karlsschüler Friedrich Schiller und ihm, dem Herzog, als Hass. In der Zweiten Hälfte des August 1793 machte Schiller einen Besuch in Ludwigsburg und bei seinen Eltern auf der Solitude, ohne beim Herzog anzufragen. Denn noch immer galt er ja als fahnenflüchtig und hätte festgenommen werden können. Eine schriftliche Bitte von Schiller an den Herzog, die Übersiedlung nach Ludwigsburg zu genehmigen, blieb von diesem unbeantwortet. Dies mochte einerseits an der örtlichen Abwesenheit von Carl Eugen gelegen haben, zeigte vor allem aber wohl, wie konsequent der Herzog seinen mittlerweile berühmten Schüler seit durch Missachtung zu strafen versuchte. Er erklärte nämlich öffentlich, er werde Schiller ignorieren. Mit Zitaten von Zeitzeugen werfe ich ein Licht auf das Ende des Lebens von Carl Eugen von Württemberg, so berichtete Friedrich von Hoven in seinen Lebenserinnerungen: „Während Schillers Anwesenheit in Ludwigsburg starb Herzog Carl. Als einem Fremden, der mit dem Herzog in gar keine Verbindung mehr stand, hätte Schiller dieser Todesfall ziemlich gleichgültig sein können. Aber Dankbarkeit gegen seinen Erzieher und Achtung für einen durch so viele große Eigenschaften sich auszeichnen den Fürsten erregten seine wärmste Teilnahme an diesem für sein Vaterland so wichtigen Ereignis. Ich sah ihn bei der Nachricht, dass der Herzog krank und seine Krankheit lebensgefährlich sei, erblassen, hörte ihn den Verlust, welchen das Vaterland durch dessen Tod erleiden würde, in den rührendsten Ausdrücken beklagen, und die Nachricht von dem wirklich erfolgten Tode des Herzogs erfüllte ihn mit einer Trauer, als wenn er die Nachricht vom Tod eines Freundes erhalten hätte...“ Am 24. Oktober 1793 starb Herzog Karl Eugen in Hohenheim. In der folgenden Nacht wurde sein Sarg nach Ludwigsburg überführt. Schiller erlebte als Augenzeuge den nächtlichen Zug. Hoven schreibt hierzu folgende Äußerung Schillers: „Da ruht er also, dieser rastlos tätig gewesene Mann! Er hatte große Fehler als Regent, größere als Mensch; die ersteren wurden von seinen großen Eigenschaften weit überwogen, und das Andenken an die letzteren muss mit dem Toten begraben werden, darum sage ich dir, wenn du, da er nun dort liegt, jetzt noch nachteilig von ihm sprechen

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ließ aus diesem Grund unter anderem ihren Geburts- und Namenstag öffentlich feiern. Er schloss nach dem Tode seiner ersten Gattin zudem mit seinen Brüdern Verträge zur Anerkennung seiner Ehe mit ihr, reiste mit ihr viel und war stets darum bemüht, ihre mangelhafte Bildung durch Erfahrung und Lektüre zu erweitern. Der Herzog schenkte ihr das Gut Hohenheim. Das dortige Schlösschen ließ er abreißen, um stattdessen ein neues, repräsentatives Schlossgebäude zu errichten. In den Jahren 1781-1795 führte Franziska von Hohenheim ein Tagebuch, das Zeugnis über diese Zeit und diese Vorgänge ablegt. Ihre große Zeit endete abrupt mit dem Tod des Herzogs, als dessen Neffe, der spätere König Friedrich, sie demütigte und ihr Schloss Kirchheim als Witwensitz zuwies, das neben ihrem Gut Sindlingen ihr ständiger Wohnsitz wurde. Die Arbeiten an ihrem Schlösschen Hohenheim wurden sofort gestoppt und Franziska aus Hohenheim verjagt. Die Bauruine blieb stehen, bis König Wilhelm I dort 1818 eine landwirtschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt begründete. 1796 flüchtete sie vor den französischen Truppen nach Wien. Am 1. Januar 1811 starb sie in Kirchheim, nachdem sie nach langer Krankheit zuletzt in Karlsbad keine Heilung und Linderung gefunden hatte.

Hoven: Friedrich Wilhelm David Daniel von Hoven (1759-1838): Mit Schiller verband ihn eine lebenslange Freundschaft; sie kannten sich von Kindesbeinen an, besuchten gemeinsam die Ludwigsburger Lateinschule, später die militärische Pflanzschule zu Ludwigsburg und dann die Karlsschule/Militärakademie in Stuttgart. Friedrich von Hoven und Schiller saßen in der Nacht des Todes von Friedrichs Bruder, August von Hoven, der mit 18 Jahren in der Karlsschule erkrankte und starb, gemeinsam mit dessen Mutter an dessen Bett. Schiller verfasste danach einen Trostbrief an den Vater und einen Brief an seine Schwester Christophine in dem er die Verehrung des eigenen Vaters ausdrückte. Dieses schlimme Erlebnis hatte Friedrich Schiller und Friedrich von Hoven in besonderer Weise in Freundschaft miteinander verbunden. Wie Schiller wechselte er vom Jura- zum Medizinstudium und wurde später nach einem Zusatzstudium Hofarzt in Ludwigsburg und Arzt am Militär-Waisenhaus des Herzogs bis 1780, später Professor in Würzburg und Obermedizinalrat in Nürnberg. In Schillers früher ‚Anthologie auf das Jahr 1782‘ finden sich Gedichte von ihm. Als Schiller, bereits Berühmtheit, viele Jahre später nach Württemberg zurückkehrte, erneuerten die beiden ihre Freundschaft (1793/94) und Schiller zog seinen Freund wegen seiner Erkrankung und seines schlechten gesundheitlichen Zustandes ins Vertrauen. Er war es auch, der Schillers Frau Charlotte bei der Geburt von Schillers erstem Sohn Karl Friedrich Ludwig (14. September 1793) beistand. Friedrich Wilhelm von Hoven hat im Alter umfangreiche Erinnerungen an Schiller veröffentlicht, auf die Überlieferung der großen Verehrung des Dichters und Musikers Schubart zurückgeht und die Geschichte eines angeblichen Besuchs von Schiller bei dem inhaftierten Schubart auf dem Hohenasperg.

Kapf: Franz Joseph Antonius Emerentius Maria Kapf (1759-1791): Mitschüler und zum Freundeskreis von Schiller auf der Militärakademie und Karlsschule in Stuttgart gehörig, wurde später Leutnant, bezog gemeinsam mit Schiller nach deren Entlassung von der Karlsakademie erstes Quartier als Untermieter bei der Majorswitwe Vischer in Stuttgart. Kapf war einer jener Freunde, denen Schiller während der Akademiezeit heimlich aus seinem „Räuber“-Drama im Bosperwald vortrug und ist als einer der Fünfen auf der berühmten historischen Heidelfoff-Zeichnung von dem Ereignis zu sehen. Später wurde er Offizier und Söldner im berühmten Cup-Regiment und reiste sogar bis zur Insel Java im Indischen Ozean. Das Cup-Regiment wurde durch den Herzog von Württemberg 1786 an die Niederländisch – Ostindische Compagnie per Kapitulationsvertrag verkauft. Mit 32 Jahren starb Kapf in Afrika.

Petersen: Johann Wilhelm Petersen (1758-1805): Ein Draufgänger und einer der engen Freunde von Friedrich Schiller auf der Karlsschule, in die er einen Monat nach Schiller im Februar 1773 eingetreten war. Er brachte ihm u.a. Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ nahe. Ende 1780 bat Schiller ihn mit einem Angebot einer Gewinnbeteiligung, einen Verleger für sein Drama „Die Räuber“ zu finden. Petersen sollte einen seiner Brüder als Verfasser angeben. Er blieb einer seiner engsten Freunde, mit dem Schiller auch 1782 heimlich die Uraufführung der „Räuber“ in Mannheim besuchte. In der ‚Anthologie auf das Jahr 1782‘ finden sich auch Gedichte von Petersen neben denen anderer Freunde Schillers. Ende März 1782 fungierte Petersen als Mitherausgeber der Zeitschrift „Wirtembergisches Repertorium“, einer Vierteljahresschrift, die von Schiller, Abel und Atzel begründet wurde. Bei Schillers Reise nach Württemberg in den Jahren 1794/95 traf sich Petersen zusammen mit Friedrich von Hoven häufig mit dem Dichter. Nach seiner Entlassung aus der Karlsschule wurde er 1779 Bibliothekar in Stuttgart.

Scharffenstein: Georg Friedrich von Scharffenstein, geboren am 13. Dezember 1760 in Mömpelgard, gestorben am 11. Februar 1817 in Ulm, war einer der engsten Freunde von Friedrich Schiller unter den Karlsschülern. Ist doch als Schriftsteller in auch mit Veröffentlichungen in dem Almanach „Wirtembergisches Repertorium“von Schiller vertreten. Er wurde württembergischer Offizier, erlangte aber vor allem durch seine Mitwirkung an der Flucht Schillers aus Stuttgart im September 1782 und durch seine Lebenserinnerungen Bekanntheit. Er nahm an zahlreichen Feldzügen gegen Preußen und Österreich und für Frankreich teil und wurde mit verschiedenen Ehrungen ausgezeichnet, darunter das Offizierskreuz der französischen Ehrenlegion. Als Offizier war er sehr erfolgreich und wurde zuletzt 1811 Gouverneur von Heilbronn und von 1813-1816 Gouverneur von Ulm. Scharffenstein litt im Alter an verschiedenen Krankheiten, darunter krampfartigen Brustschmerzen und einem schmerzhaften Ausschlag im Gesicht, sodass er krankheitsbedingt um seine Pensionierung bat, der am 16. November 1816 stattgegeben wurde. Zwei Monate danach verstarb er in Ulm. Seine Witwe,

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musikalische Bildung auf. Er kann daher rückwirkend durchaus als musikalisches Naturtalent und als Autodidakt betrachtet werden. Zum Freund von Schiller wurde er an der Karlsschule und fand es faszinierend, wie Schiller „durch Anhören trauriger oder lebhafter Musik oft außer sich selbst versetzt wurde“. Man kann die Rolle, die Streicher als Freund im Schillerschen Leben in einem entscheidenden Abschnitt und damit letztendlich für dessen ganzes Werk gespielt hat, wohl gar nicht hoch genug veranschlagen. Als er in der Nacht vom 22. auf den 23. September 1782 mit Schiller aus Stuttgart floh und den illegalen Grenzübertritt in die Pfalz wagte, riskierte er wegen der Beihilfe zur Flucht dieses bereits wegen unerlaubter Abwesenheit von der Truppe vorbestraften Regimentsmedikus ebenfalls Kopf und Kragen. Und sie waren in der Pfalz als Fahnenflüchtige kaum vor dem Zugriff des Herzogs sicher. In dieser Situation lebten Schiller und er vor seinen Ersparnissen, und es war Streicher, der seinen Traum bei Carl Philipp Emanuel Bach, dem wichtigsten ‚modernen‘ Komponisten der damaligen Zeit, in Hamburg Unterricht zu nehmen, für Schillers Fortkommen, ja sagen wir ruhig, angesichts der elenden Zustände der beiden, auch für dessen Überleben, aufzugeben. Zitat Streicher: „Selbst an den Kerzen musste gespart werden.“ Streicher bewunderte Schillers Begabung und blieb selbst Autodidakt. Als Schiller Mannheim schließlich Richtung Leipzig und Dresden verließ, trennten sich die Wege der Freunde endgültig. Streicher schlug sich als Klavierlehrer durch, arrangierte sogar zwei Opern für Aufführungen in Mannheim und zog anschließend nach München, wo der die Tochter des Augsburger Klavierbauers Stein, Maria Anna Stein, heiratete. Seine Nanette war eine begabte Pianistin, die mit ihrem Bruder nach dem Tod des Vaters das Klavierbauergeschäft erfolgreich nach Wien verlegte. Dort wurde auch Streicher heimisch, befreundete sich mit Beethoven und unterhielt einen Salon, der, als er größer wurde, sich zur Gesellschaft der Musikfreunde auswuchs, die bis heute im Wiener Kulturbetrieb höchst einflussreich ist. Streichers Nanette kümmerte sich um den chaotischen Haushalt des großen Beethoven und Streicher engagierte sich für dessen Gesamtausgabe seiner Werke, veröffentlichte selbst einige Klavierwerke und arbeitete mit seiner Frau an der Herstellung von technisch weiter perfektionierten Klavieren. Beide starben sie kurz nacheinander: Nanette im Januar 1833, Andreas Streicher im Mai 1833. Posthum erschienen seine Jugenderinnerungen zu Schillers Flucht. Er war wohl einer der ersten, die in dem noch ungeschliffenen Schiller den Hochbegabten erkannten und es war seine Selbstlosigkeit, die Schiller den Weg zur Entfaltung ebnete.

 

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