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Personenverzeichnis und Hintergrundinfos

zum Roman

 

Plettenberg Stadtbrand Computergrafik von Udo Weinbörner experimentell

Die Materialien zum – und das Who is who im

Roman „DAS FEUER, DIE SCHULD UND DAS SCHWEIGEN“,

der historische Stadtroman über den Stadtbrand und die Zeit um 1725

von UDO WEINBÖRNER

Stand: Oktober 2021

Begriffe, Orte, Funktion & Name

Who is who/Tatsächliche Geschichte/Bedeutung/Inhalt/ Kontext/Geschichtlicher Hintergrund

Verweise/Daten/Quellen pp.,

[Personengruppen am Ende der Auflistung]

Das Feuer/Ein Begriff, eine Metapher, eine Vision in der Sprache und in der Realität – Beispiele aus dem Roman

Feurige Sprichwörter, Redewendungen, Metaphern.

Die vielfältigsten Erscheinungsformen des Feuers im Roman/Im deutschen Sprachgut ist das Wort „Feuer“ ein starkes Symbol. Es steht für Macht und Kraft, für Zerstörung und Liebe:

Flammen, die wie Sturmwellen hochstiegen. (Seite 35)

Ich werde dir in der Hölle einheizen. (Seite 38)

Der Turm brannte wie eine Fackel.

Hasenstab glühte an der Seite des Zweiten Bürgermeisters vor Eifer.

Wie lange hielt sie den Tod noch hin, bis er mit seinen Glutfingern nach ihnen griff? (Seite 62)

Das Feuer glich einem Raubtier, das seine Opfer angriff, indem es sie erst jagte, verschmutzte, vergiftete und mit Ekel lähmte, bevor es mit Flammen tödlich zuschlug!

Lust, Liebe, Leidenschaft und das Feuer der Gefühle. Es konnte nicht gut gehen. (Seite 185)

Sie hatten dem Höllenschlund ins gleißende Angesicht geschaut und mussten geblendet vor den grellen Flammen fliehen. (326 und 327).

Gold und Schnee verbrennt schon nicht, woll?

Wer mit dem Feuer spielt, hat verloren.

Das elende Feuer hinterließ einen eigenen Geruch. Ein Odeur des Untergangs. (Seite 344)

Mit leichter Hand fuhr das Feuer durch die Gassen und Straßen und verwischte Spuren menschlicher Ordnung, die aus Geraden und Vertikalen bestand und fegte sie unter die Trümmerhaufen. (Seite 340)

Der Atem des Feuers kroch in die Körper und machte sie krank. (Seite 351)

Von Tod und Feuer kann nur jener erzählen, der das Sterben überlebt. Aber was macht die Erinnerung an solche Geschehnisse mit den Überlebenden? (Seite 360 und Anfang des Romans)

Das Feuer raubte jegliche Erinnerung und die Beziehungen wurden austauschbar. Eine Erinnerung braucht eine Gegenwart und eine Zukunft, sonst ist sie nur ein Schatten ohne Baum. (Seite 368)

Doch da war nichts als dieser Wind, der diesen grässlichen Brandgeruch, die Hitze und die Funken zu ihn hinübertrug.

Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.– Wer eine schlechte Erfahrung gemacht hat, möchte das möglichst nicht wiederholen und ist beim nächsten Mal besonders vorsichtig.

Eine Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer.– Hier war ursprünglich wohl kein Buschbrand gemeint, sondern ein militärischer Begriff: das Gewehrfeuer von mehreren Schützen, die schnell nacheinander einen Schuss abgeben, oder eine brennende Spur aus Schwarzpulver.

Öl ins Feuer gießen.– Dass man so etwas auf gar keinen Fall tun wollte, wussten schon Menschen in früheren Zeiten. Das explodieren Fett-Wasser-Gemisch kann schwere Verletzungen hervorrufen.

Feuer im Herzen gibt Rauch in den Kopf.– Zu viel unreflektierte Hingabe kann den Verstand umnebeln.

Das Feuer schüren.– Wer mit dem Schürhaken durch das Feuer zieht, verbessert Sauerstoffzufuhr und Verbrennung. In ähnlicher Weise kann man eine schwelende Auseinandersetzung zwischen Menschen anheizen.

Etwas nicht mir der Feuerzange anfassen.– Mit einer Feuerzange nahm man früher glühende Holzkohle aus einem Kamin. Wer etwas nicht einmal mit einer solchen dreckigen Zange anfassen mag, hat offenbar einen sehr großen Widerwillen.

Feuer und Flamme für etwas sein.– Vermutlich sehr altes Sprichwort mit germanischen Wurzeln. „Feuer und Flamme“ umschrieb den eigenen Haushalt mit Herdstelle. Heute eine Metapher für leidenschaftliche Liebe oder große Begeisterung.

Vom Job gefeuert werden.– Saloppe Bezeichnung für Entlassungen, vor allem für unehrenhafte Kündigungen.

Sich die Finger verbrennen.– Das kennt wohl jeder und weiß, wie weh das tut. Sowohl der symbolische Schaden als auch die reale Verletzung.

Jemandem Zunder geben.– Der Zunder ist eigentlich ein leicht brennbarer Baumschwamm, der vermutlich seit Jahrtausenden zum Feuermachen verwendet wurde.

Das ist ein Strohfeuer.– Das Stroh fängt sehr schnell Feuer und brennt lichterloh. Aber das trockene Brennmaterial ist schnell aufgebraucht. So ist es auch mit hektischen und substanzlosen Aktivitäten, die abrupt enden, wenn die Energie aufgebraucht ist.

Wie Feuer und Wasser sein.– Die beiden „Elemente“ sind sehr unterschiedlich und vertragen sich kaum.

Feuer fängt mit Funken an.– Auch ein Feuer fängt mal klein an, und kann gewollt oder ungewollt riesig werden.

Mehrere Eisen im Feuer haben.– Ursprung dieser Redensart ist vermutlich die traditionelle Arbeitsweise eines Schmiedes. Ein Schmied hat mehrere rotglühende Werkstücke gleichzeitig im Feuer, um diese zügig bearbeiten zu können.

Jemandem Feuer unter dem Hintern machen.– Wem es unter dem Hintern brennt, der wird sich nun endlich beeilen.

Mit dem Feuer spielen.– Eine solche Gefahr sollte man natürlich niemals eingehen…

Für jemanden seine Hand ins Feuer legen.– Für diese Redewendung stand das finstere Mittelalter Pate: Wer seine Unschuld beweisen wollte, konnte zuweilen als „Gottesurteil“ seine Hand ins Feuer strecken. Je stärker sie verbrannt wurde, desto größer war angeblich die Schuld.

Krummes Holz gibt auch gerades Feuer.– Für manche profanen Zwecke ist keine Spitzenqualität gefragt.

Die Kastanien (oder die Kartoffeln) aus dem Feuer holen.– Das Sprichwort hat eine literarische Vorlage: In der Geschichte „Der Affe und die Katze“ von Jean de la Fontaine überredet der Affe Bertrand die Katze Raton dazu, leckere Esskastanien aus einem Feuer zu stehlen.

Die Eisen aus dem Feuer holen.– Gemeint sind hier vielleicht Schmiedeeisen. Die sind zwar nicht lecker wie Kastanien oder Kartoffeln, dafür aber in Weißglut rund 1200 Grad heiß.

Für jemanden durchs Feuer gehen.– Manchmal muss man viel riskieren – für eine Person oder für ein wichtiges Ideal.

Kein Rauch ohne Feuer.– Hier verbirgt sich die Annahme, dass hinter Gerüchten und Verdächtigungen immer auch ein Körnchen Wahrheit steckt. Wenn das mal stimmt…

Wer des Feuers bedarf, sucht es in der Asche.

Arbeit gewinnt Feuer aus Steinen.

Unser Rauch ist besser denn des Nachbars Feuer.

Wer ins Feuer bläst, dem fliegen die Funken ins Auge.

Eisen kalt und hart, im Feuer schmeidig ward.

Alt Holz gibt gut Feuer.

Klein Feuer gibt süß Malz dem Bräuer.

Gespalten Holz fängt gerne Feuer.

Das Feuer, das mich nicht brennt, lösch ich nicht.

Brennte Falschheit wie Feuer, so wär‘ das Holz nicht halb so teuer.

è Dies ist eine Auswahl aus den Bildern, Bezügen und Sprüchen, die im Roman zum Bezug „Feuer“ vorkommen.

Recherche Internet, verschiedene Quellen und Bücher, u.a. Bibelzitate; Margret Wanner, Treffend gesagt/ Das große Buch der Zitate, Brunnen Verlag, 2. Aufl. 1990; eigene Wortschöpfungen und Sprüche; verschiedene Bücher

Brandursachen und Brandbekämpfung anno 1725 – eine kleine Einführung – Beispiel einer Räucherkammer auf dem Dachgeschoss und zur Situation in Plettenberg -

Immer wieder hatten Städte mit verheerenden Brandkatastrophen zu kämpfen. In Abständen von nur zehn bis zwanzig Jahren wurden in manchen Städten die Häuser einer Straße oder sogar eines ganzen Stadtviertels durch Feuer vernichtet. Die Gebäude in den Städten standen sehr dicht, denn viele Menschen wollten innerhalb der Stadtmauern leben. Städte versuchten, mit Bauverboten den Zuzug innerhalb der Stadtmauern zu begrenzen. Dies führte jedoch, wie im Fall von Plettenberg, u.a. dazu, dass wild Provisorien errichtet wurden. Anstelle von festen Gebäuden wucherten Hütten und Stallungen bis in den öffentlichen Raum der Wege und Straßen hinein und verdichteten die Lücken zwischen den Häusern. Es herrschten, da ein Rückbau, sprich Abriss, vom Magistrat regelmäßig nicht durchgesetzt wurde, unhaltbare hygienische Zustände. Vor allem aber: Wenn nur ein einziges Haus brannte, konnte das Feuer leicht auf die Nachbarhäuser übergreifen und Löschversuche wurden durch schlechten Zugang erschwert.

Um das zu verhindern, wurden die Bauvorschriften immer weiter verschärft, die Straßen verbreitert, bestimmte Baumaterialien, wie Stroh durch Ziegeln, Holz- durch Steinmauern ersetzt und zwischen manchen Gebäuden Brandschutzmauern eingezogen. Allein, beim Wiederaufbau nach einem Feuer fehlte es zunächst für viele Jahrzehnte an Geldern, um diese erheblich teureren baulichen Veränderungen durchzusetzen. Viele Städte gründeten daher beispielsweise eigene Ziegeleien und stellten den Bürgern die Ziegel günstig zur Verfügung. Wo jedoch nach einem Brand die Bürger vor dem Nichts standen, die Brandschutzkassen auch zum Teil zahlungsunfähig wurden, waren selbst diese Maßnahmen nicht ausreichend und auch die billigsten Ziegel noch zu teuer. Eher ließen sich beim Wiederaufbau Fortschritte durch eine vorausschauende Stadtplanung erzielen. Im Fall von Plettenberg hat der vom beauftragten Ermittler Durham eingesetzte Architekt Moser aus Unna diese Arbeit geleistet und seine Spuren hinterlassen.

Zusätzlich wurden vom Rat genaue Vorschriften zum Brandschutz erlassen. Feuergefährdete Werkstätten, wie Schmieden, mussten in manchen Städten an die Stadtmauern oder vor die Stadt verlegt werden. Auch durfte bei keinem Schmied nachts mehr Feuer im Ofen brennen. In Göttingen wurde den Leinenwebern das Rösten von Flachs gänzlich verboten - ein Arbeitsgang bei der Herstellung von Leinen, bei dem schnell Feuer ausbrechen konnte.

In Plettenberg wurde auf den Dachböden nicht selten geräuchert und ebenfalls Flachs getrocknet. Der Kamin endete in ärmeren Haushalten zu diesem Zweck auf dem Dachboden unter dem Strohdach; und dies bei der Gefahr von Funkenflug. Bei den reicheren Haushalten wurde regelmäßig eine solche Räucherkammer besonders eingebaut – teilweise mit bescheidenen Mitteln -. Hier eine Beschreibung einer im alten Baubestand von Attendorn vorgefundenen Räucherkammer, wie sie mit genannten Materialien ca Ende 1790 bis 1890 gebaut wurde, aber durchaus auch Rückschlüsse hinsichtlich der Konstruktion auf die Plettenberger Räucherkammern (Nachbarort) um 1725 zulässt.

Die Beschreibungen betrafen Stadthäuser, die regelmäßig aus einem aus Bruchstein gemauerten Erdgeschoss mit einem Fachwerkobergeschoss und einer Strohabdeckung auf dem Dach bestanden. Solche Räucherkammern befanden sich im Dachgeschoss über der ersten Etage. Gebräuchlich waren im Sauerland in reicher ausgestatteten Häuser der Einbau einer sogenannten Bühne (Bürn), die mit Bimsziegeln auf einem Zementestrich als Feuerschutz aufgebaut wurde. Die Decke bestand aus 5 cm dicken und 50 cm breiten und 2,50 m langen Bimsplatten. Der Verputz erfolgte durch Kalksandschlamm. Im Innern der Kammer befanden sich kurz unter der Decke und in Hüfthöhe je zwei Vierkant- oder Rundrohre zum Aufhängen der Räucherwaren. Über diese Rohre konnte man quer in rechtem Winkel ca. 30 weitere Stöcke legen, die ebenfalls behängt werden konnten. So konnte man mehr Stücke in einem Arbeitsgang räuchern. In einem dreifüßigen gusseisernen Kugeltopf wurde Rauch erzeugt, der mit einem Metalldeckel reguliert werden konnte. Unter dem Topf sorgte ein ca. 30 × 30 cm großer Stein dafür, dass die Hitze des Feuers nicht zum Estrich auf der Decke, darunter und zur Lehmdecke durchschlug und Schaden anrichtete. Die Eingangstür zur Räucherkammer bestand, aus einfachen flachen Brettern, die zusammengenagelt wurden. Die Seitenwände zur Begrenzung hin zum Rest des Dachbodens bestand aus zusammengesuchten und geschickt eingebauten Materialien, etwa alten Türen, Teilen von Bretterverschlägen, alten zugenagelten Fenstern usw. Ein Fenster in der Dachschräge diente der Belüftung und dem Rauchabzug. Davor ein Drahtgitter um Fliegen und Insekten von den Rauchwaren fern zu halten. Vor der Räucherkammer zwei große gusseiserne Töpfe zur Aufbewahrung von Sand und Wasser. Angesichts der offenbar einkalkulierten Brandgefahr als Brandschutzmaßnahme für notwendig erachtet.

Eine dieser Brandursachen wurde 1725 tatsächlich ermittelt, aber diese Spur nicht weiterverfolgt. Im Roman (ca. Seite 364) wird der Fall im Zusammenhang mit der Aussage des Hendrik Gorris über Arnold von den Hoeven, den Bruder des Ersten Bürgermeisters und dessen Freund und Hauseigentümer Gerhard zu Wort dargestellt, die offenbar ihr Räucherfleisch vor einem Feuer auf dem Dachgeschoss retten wollten und es auf die Straße warfen, um anschließend auch noch ihr Vieh aus den Stallungen zu retten. Gorris berichtete auch im tatsächlichen Verhör, wie es im Archiv in den Brandakten nachzulesen ist, von solchen Vorgängen und der bemerkten Rauchentwicklung. Klar ist, dass in dem fahrlässigen Umgang mit der Brandgefahr eine Ursache des Stadtbrandes zu sehen war.

Es versteht sich von selbst, dass hier auch für den Wiederaufbau Vorgaben gemacht wurden. Kam es trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen zu einem Brand, dann waren die Zünfte zur Brandbekämpfung verpflichtet. Tragischer Weise hatte ausgerechnet Konrad von den Hoeven als soeben eingesetzter Erster Bürgermeister in den zwei Jahren vor dem Brand mit zahlreichen Maßnahmen zur Brandbekämpfung begonnen. Feuerwache und Alarm neu organisiert, Stadt und Bürger zur Kasse gebeten, um überall in der Stadt Löschgerät vorhanden zu wissen (Leitern, Ledereimer, Brandharken, Handlöschspritzen). Er hatte damit begonnen, die städtischen Bediensteten in die Brandbekämpfung organisatorisch einzubinden und effektive Strukturen zu schaffen. Doch der Wille zur weiteren und höheren finanziellen Beteiligung erlahmte in der Bürgerschaft und im Magistrat rasch und die Organisation funktionierte im Ernstfall des Jahres 1725 nicht. Es gab noch keine eingeübten Automatismen und so war sich zunächst einmal jeder selbst der Nächste. Tragisch, dass diese Katastrophe in Plettenberg vor allem mit von den Hoeven jenen Ersten Bürgermeister in der Verantwortung seines Amtes, aber auch persönlich traf, der das Problem des Brandschutzes und der Feuerbekämpfung als einer der Ersten erkannt hatte und angegangen war.

-Heimatkunde, Attendorn Gestern und Heute, Mitteilungsblatt des Vereins für Orts- und Heimatkunde Attendorn eV für Geschichte und Heimatpflege, Nummer 28, im Jahr 2006, Seite 27-29, Georg Ortmann, Eine Räucherkammer auf dem Dachboden;

-A.D. 1725, Plettenberg vor dem großen Stadtbrand, Broschüre des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv zum 600jährigen Stadtjubiläum 1997

- Albrecht von Schwartzen, Plettenberg, Industriestadt im Sauerland, Heimatbuch, zweite Ausgabe, PA Santz Verlag, Altena, 1977

-Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen des Ermittlers der Königlich Preußischen Märkischen Kriegs- und Domänenkammer (Geheimes Staats-Archiv Brandakten der Stadt Plettenberg „Brandschäden in specie“, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin

-Unterlagen des Stadtarchivars aD Martin Zimmer, Recherche Stadtarchiv Plettenberg

-Materialien des Plettenberger Stadtarchivs, s.a. Buch: Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, herausgegeben von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997, Seite

 

 

Stadtsekretär Johannes Hammerschmidt

Den meisten Leserinnen und Lesern dürfte die Bonner Villa Hammerschmidt, in geradezu malerischer Parkidylle am Rhein gelegen, als Sitz des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland (in der Zeit der „Bonner Republik“) ein Begriff sein. Tatsächlich hat dieses imposant schöne Gebäude, das in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine bedeutende Rolle gespielt hat, einen Bezug zu Plettenberg im Märkischen Kreis. Die Familie Hammerschmidt entstammte einer Plettenberger Linie, in der sich Hermann Hammerschmidt senior ab 1820 in der Verarbeitung von Papier und Leinen profilierte und durchaus ein noch bescheidenes Vermögen anhäufte. Einer seiner Nachfahren, Rudolf Hammerschmidt, brachte es mit diesen Geschäften sogar zu Ruhm, der ihn auf seinem Lebensweg über Bielefeld, Petersburg bis nach Bonn führte, wo er eben jene Villa Hammerschmidt errichten ließ und bewohnte. Heute ist die männliche Linie der Hammerschmidts ausgestorben. Friedrich Hammerschmidt, ebenfalls ein Papierfabrikant, wurde 1926 im Alter von 101 Jahren auf dem Böhler Friedhof in Plettenberg beigesetzt. Fast alle Männer dieser Familie erreichten ein sehr hohes Alter. Der Stammvater dieser bemerkenswerten Plettenberger Familie war Johannes Hammerschmidt (*1590), dem ich im Roman als ‚Stadtschreiber‘ ein Denkmal gesetzt habe. Er studierte bis 1627 in Marburg, wurde 1628 in Plettenberg Lehrer und Stadtschreiber und ein Jahr später auch Gerichtsschreiber. Diese Ämter übte er bis zu seinem Tod im 82 Lebensjahr (+ 1672) engagiert aus.

Zur Zeit des Stadtbrandes 1725 konnte er zwar nicht mehr der historisch belegte Stadtschreiber von Plettenberg sein, aber die Versuchung war dann doch für den Autor zu groß, ihm und der bedeutenden Familie einen Platz in der Handlung einzuräumen. Der Versuchung nachzugeben, war nur noch ein winziger Schritt, als ich im Stadtplan von 1725 an der südlichen Stadtmauer, dem Stadtgraben gelegen mit der Bezifferung 38 des Stadtarchivs „Hammerschmidt’s Hausstelle“ mit der Eigentumsangabe „Hammerschmidt und der Berufsbezeichnung „Stadtsekretär“ entdeckte. Schon führte jener Hammerschmidt den Vornamen Johannes, des Stammvaters der Hammerschmidts…

- Salentin/Hammerschmidt: Chronik der Villa Hammerschmidt und ihrer Bewohner, 1991

- Frommann: Beiträge zur Geschichte der Stadt Plettenberg, 1954

Günter Gierke / Heimatbund Märkischer Kreis: Plettenberg/Beiträge zur Heimat und Landeskunde, 1994

Stadtarchiv Plettenberg

- Albrecht von Schwartzen, Plettenberg, Industriestadt im Sauerland, Heimatbuch, zweite Ausgabe, PA Santz Verlag, Altena, 1977

 

 

Agnes von den Hoeven, geborene Schmied, Gattin des Ersten Bürgermeisters und Geliebte des angehenden Tuchmachermeisters Hendrik Jacobi

Heirats- und Liebesgeschichte der Agnes als zentrales Spannungselement des Zweiten Buches im Roman sind erfunden. Die fiktive Geschichte dient dazu, tatsächliche Ungereimtheiten und Lücken in den Befragungen und dem Bericht des Direktors und Beauftragten der Kriegs- und Domänenkammer seiner königlichen Majestät von Preußen, Monsieur A. Durham, nachzugehen und erzählerisch, möglichst spannend die Möglichkeiten von Erklärungen auszuloten.

Natürlich kann und will ich den historischen Personen des damaligen Ersten Bürgermeisters und seiner Gattin nichts unterstellen, was sie im Nachhinein kompromittieren könnte. Aus diesem Grund heißt die Frau in meinem Roman auch „Agnes Schmied“ und hat als Tochter eines Schmiedegesellen eine andere Biografie als die wirkliche Gattin des Ersten Plettenberger Bürgermeisters bekommen. Nach meinen Recherchen heiratete der historische Erste Bürgermeister Conrad von den Höfen am 14.11.1719 Margaretha Catharina Othmaringhaus aus Halver.

Historisch übermittelt und korrekt erzählt werden kann jedoch: Am 23.04.1725, elf Tage nach dem Brand, zeigte der Erste Bürgermeister dem Königlichen Ermittler schriftlich den Tod seiner Frau als Folge des Brandes an: „… aus meinen leiblichen Augen fahren lassen müssen, indem meine Eheliebste in diesem ohnbeschreiblichen Brandt ihr junges Leben unter anderen einbüßen müssen…“ Über seine Frau konnte als Person so gut wie nichts gefunden werden. Niemand konnte mir beispielsweise Auskunft darüber geben, wieso die Frau des Bürgermeisters beim Brand ums Leben kam, obwohl das Wohnhaus außerhalb der Stadtmauer weitestgehend vom Brand verschont geblieben ist. Hat sie sich in der Stadt aufgehalten? Wir haben diese liebevollen Zeilen ihres trauernden Gatten, aber es bleiben offene Fragen zu ihrem Verhalten während des Brandgeschehens. Diese Lücke füllt die Erzählung und leiht der Frau des Bürgermeisters den Namen Agnes.

Der Erste Bürgermeister zog sich bald nach dem Tod seiner Frau von seinen Ämtern zurück.

-Frommann: Beiträge zur Geschichte der Stadt Plettenberg, 1954

-P.D. Frommann: Aus der Geschichte der Gemeinden Plettenberg, Ohle und Herscheid (nach vielen Quellen, kopiert und zusammengestellt von Stadtarchivar a.D. Martin Zimmer, Plettenberg);

- auch: Beiträge zur Geschichte Plettenbergs, von P.D. Frommann (Druck Süderländer Tageblatt, Plettenberg, 1953)

https://www.lefebvre.ch/wp/genealogie-3/plettenberg/buergereid-und-heiraten-mit-auswaertigen/

-Schreiben in den Brandakten der Stadt Plettenberg im Geheimen Staatsarchiv in Berlin

- Interessant war für mich in diesem Zusammenhang die Beschäftigung mit Theodor Fontane, Grete Minde und einer Seminarhausarbeit von Anne Teres Lindstedt, Männliche Aussage gegen weibliche Beweise: Der Prozess gegen Grete Mine in Tangermünde (1617-1619) zum Thema Frauenalltag und Frauenschuld nach der Novelle von Fontane, die auf einer wahren Geschichte basiert. Erschienen im Universitätsverlag Halle-Wittenberg, 2017.

 

Beim Brand des Alten Rathauses rettet der Stadtsekretär Hammerschmidt todesmutig das Einnahmen und Ausgabenbuch der Stadt

Zur Akten- und Quelllage nach dem Brand von 1725, bei dem fast alle Stadtakten, Urkunden und Unterlagen aus der Zeit davor verloren gingen: Wie kann man beispielsweise noch Namen und Personen von Zugezogenen aus der Zeit vor dem Brand feststellen? Dieser interessanten Frage lohnt es sich nachzugehen, wenn man sich mit dem Zuwachs der Gemeindemitglieder der reformierten Gemeinde in den Jahren um 1720 beschäftigen will. Wer in Plettenberg ansässig werden wollte, musste einen ‚Bürgereid’ ablegen. Wie heute auch, war damals nichts umsonst zu haben und die Neubürger hatten ein „Bürgergeld nebst Zinsen“ zu entrichten. Blickt man in die Unterlagen der Reformierten Kirche nach 1725, tauchen dort die Namen von etwa 50 Familien auf. Unter ihnen angesehene Adlige und bedeutende Personen der Stadt, wie den von Plettenberg zu Schwarzenberg, von Plettenberg zu Lenhausen, Dr. Homburg, Richter Essellen … Als Quelle für die Bürgerrechtsverleihungen können in diesem zukunftsgewandten Datenkonglomerat u.a. auf zwei Protokollbücher des Stadtarchivs aus den Jahren 1725 bis 1808 zurückgegriffen werden. Für die Zeit davor: 1681 bis 1713 ist ein Stadtkämmerei Einnahmen- und Ausgabenbuch vorhanden! Jenes Buch, das in der Handlung meines Romans gerettet wird. Diese Rettung hat es also tatsächlich gegeben! Anhand der verzeichneten Einnahmen des Bürgergeldes lassen sich Zeitpunkte der Einbürgerung und die betreffenden Personen recht zielgenau eingrenzen. Johann Heymann, der ebenfalls in dieser Rathausszene vorkommt, ist 1681 mit Johan Jacob, Johann Anton Esselen 1696. Die Reformierte und die Lutherische Gemeinde teilten sich die Nutzung der städtischen Kirche Sankt Lambertus. Wobei die Reformierten hier stets einen etwas „schwereren Stand hatten“, weil sie kopfzahlenmäßig die erheblich kleinere Gemeinde stellten. Am 01. Juli 1851 kam es zum Zusammenschluss der Reformierten mit der Lutherischen Gemeinde. Die Verhandlungen führte über viele Jahre der Plettenberger Pfarrer Karl Friedrich Wilhelm Schirmer zum glücklichen Abschluss. Er war in zweiter Ehe mit dem Freifräulein Luise von Plettenberg-Schwarzenberg (der letzten ihrer Linie) verheiratet. Die Grabstätte der Familie Schirmer findet sich auf dem Böhler Friedhof.

-Albrecht von Schwartzen: Bürgerrechtsverleihungen (Kopien von Unterlagen aus dem Stadtarchiv von Stadtarchivar a.D. Martin Zimmer)

-Stadtarchiv Plettenberg

Unterlagen zur Kirchengeschichte der Plettenberger Christuskirche, aus verschiedenen Quellen zusammengestellt von der Plettenberger Kirchenführerin Renate Martin-Schröder

- Albrecht von Schwartzen, Plettenberg, Industriestadt im Sauerland, Heimatbuch, zweite Ausgabe, PA Santz Verlag, Altena, 1977, Seite 162 ff.

- auch: Beiträge zur Geschichte Plettenbergs, von P.D. Frommann (Druck Süderländer Tageblatt, Plettenberg, 1953)

- Die Stadt Plettenberg in Westfalen, bearbeitet von Rektor Ernst Weimann, Verlag H. Burkhard, Berlin 1927

 

Hendrik Jacobi, angehender begabter Tuchmachermeister, Geliebter der Gattin des Ersten Bürgermeisters und Sohn von Johann Jacobi

Eine alteingesessene Tuchmacherfamilie Jacobi hat es in Plettenberg gegeben. Zwei Häuser innerhalb der Stadtmauern und ein Haus außerhalb, auf dem Maiplatz, sind vor 1725 auf verschiedene ‚Jacobis‘ als Eigentümer verzeichnet, die als Tuchmacher, Bäcker und Kaufleute ihren Lebensunterhalt verdienten. Einige gehörten nachweislich der Reformierten Gemeinde, andere den Lutherischen an. Für die Romanhandlung wurde auf das Haus mit der Nummer 15, eingetragen auf den historisch belegten Johann Jacobi an der südlichen Stadtmauer gelegen, auf halber Strecke zwischen der Rauen Pforte, wie man das Obertor nannte und einem Durchlass in der baufälligen Stadtmauer Richtung Stadtgraben und Stadtdamm. Von der Stadtmauer und Dach des Jacobi Hauses hätte man auf die Mühle und das Burghaus derer von Plettenberg und Schwarzenberg jenseits des Stadtgrabens blicken können. Die Figur des Hendrik Jacobi ist frei erfunden.

-A.D. 1725, Plettenberg vor dem großen Stadtbrand, Broschüre des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv zum 600jährigen Stadtjubiläum 1997

-Unterlagen zur Kirchengeschichte der Plettenberger Christuskirche, aus verschiedenen Quellen zusammengestellt von der Plettenberger Kirchenführerin Renate Martin-Schröder

- Albrecht von Schwartzen, Plettenberg, Industriestadt im Sauerland, Heimatbuch, zweite Ausgabe, PA Santz Verlag, Altena, 1977

 

 

Konrad von den Hoeven,

Erster Bürgermeister der Stadt Plettenberg (1722-1725) z Zt. der Brandkatastrophe;

dessen Bruder Arnold Caspar von den Hoeven und die Engelbert’sche Weinwirtschaft vor dem Untertor der Stadt

Historische Persönlichkeit und Erster Bürgermeister zur Zeit des Brandes (gewählt und ernannt 1722) und Konsul, ehemaliger Stadtrichter und Kaufmann. Nach dem tragischen Tod seiner Frau Agnes, die an den Folgen des Stadtbrandes gestorben ist (historisch belegt), zieht er sich 1725 vom Amt des Ersten Bürgermeisters in Schritten zurück, überlässt die Dienstgeschäfte zunächst zunehmend seinem Vertreter Dr. Homberg, der ihm 1726 auch offiziell im Amt nachfolgt. Von den Hoeven zieht schließlich von Plettenberg weg. In seiner Zeit als Bürgermeister hat sich Konrad von den Hoeven in besonderer Weise für den Brandschutz stark gemacht, die Feuerbekämpfung in der Stadt personell und organisatorischen neu strukturiert, alle Haushalte und möglichst viele Gebäude mit Gerätschaften zur Brandbekämpfung ausgestattet, wie z.B. Ledereimer, Brandharken, Handspritzen und auch einer größeren Löschspritze. Beim Stadtbrand griffen jedoch die Maßnahmen vor allem deshalb nicht, da die Plettenberger vornehmlich mit der Sicherung des eigenen Eigentums und des eigenen Lebens beschäftigt waren und an ein organisiertes Vorgehen nicht zu denken war. Versäumt wurde in seiner Zeit als Bürgermeister, ebenso wie in den Zeiten davor und in den Zeiten nach ihm, effektive, damals bereits bekannte Brandschutzmaßnahmen in Form der Durchsetzung einer entsprechenden städtebaulichen Ordnung (Beispiele: vorherrschende leicht brennbare Strohdächer, nicht genehmigte Hütten und Anbauten, die bis in die Gassen und Straßen hineinreichten als Folge von konservativer restriktiver Bebauungspolitik und mangelnder Bauaufsicht, mangelnde Brandschutzmaßnahmen in den Gebäuden, wo häufig die Kamine offen auf dem Dachboden endeten, damit dort bei entsprechenden Temperaturen geräuchert und getrocknet werden konnte -> Gefahr Funkenflug, quasi offenes Feuer unter Strohdächern…)

Konrad von den Hoeven entstammte einer wohlhabenden und angesehenen Plettenberger Familie, studierte Rechtswissenschaft, erbte nach dem Tod seines Vaters ein Anwesen mit Patrizierhaus und sein Bruder Arnold Caspar von den Hoeven die ‚Engelbert’sche Weinwirtschaft‘, eine Gaststube mit Speiselokal der gehobenen Kategorie mit Gästezimmern. Es ist jedoch überliefert, dass Arnold Caspar kein guter Kaufmann und seine Weinwirtschaft, die vor dem ‚Untertor‘ außerhalb der Stadtmauer lag, mehrfach bedrohlich rote Zahlen schrieb. Vielleicht sollte etwas Positives zur Person von Arnold Caspar von den Hoeven nachgetragen werden, das ich aus dramaturgischen Gründen im Roman unterschlagen habe. Er war es nämlich und nicht sein Bruder Konrad, der als einer der Ersten zur Hilfeleistung nach Ausbruch des Feuers auf dem Marktplatz am Alten Rathaus erschien und Pastor Thöne zur Seite stand. Entsprechendes erfährt man aus den Vernehmungsprotokollen.

Nach meinen Recherchen heiratete der historische Erste Bürgermeister Conrad von den Höfen am 14.11.1719 Margaretha Catharina Othmaringhaus aus Halver. Die im Roman erzählte unglückliche Liebesgeschichte zu Agnes Schmid ist erfunden und spielt eine Variante des Geschehens durch, um zu zeigen, welche Möglichkeiten alle unberücksichtigt geblieben sind, aber denkbar gewesen wären, hätte man nur den Blickwinkel auf einige Details des Geschehens und der Verhältnisse verändert.

Historisch übermittelt und korrekt erzählt wird im Roman jedoch: Am 23.04.1725, elf Tage nach dem Brand, zeigte der Erste Bürgermeister dem Königlichen Ermittler schriftlich den Tod seiner Frau als Folge des Brandes an: „… aus meinen leiblichen Augen fahren lassen müssen, indem meine Eheliebste in diesem ohnbeschreiblichen Brandt ihr junges Leben unter anderen einbüßen müssen…“

Im Roman ist Konrad von den Hoeven wesentlich älter als seine Frau Agnes Schmid, die aus einfachsten Lebensverhältnissen stammt. Er verliebt sich und wirbt aufrichtig um sie, verliert aber, als sie sich ihm verweigert und entzieht, zunehmend die Fassung und die Selbstkontrolle; sein Amt missbraucht er schließlich dazu, die Intrigen der Tuchmacher in seinem Sinn zu instrumentalisieren, um seinen Nebenbuhler Hendrik Jacobi aus der Stadt zu vertreiben.

-Frommann: Beiträge zur Geschichte der Stadt Plettenberg, 1954

-P.D. Frommann: Aus der Geschichte der Gemeinden Plettenberg, Ohle und Herscheid (nach vielen Quellen, kopiert und zusammengestellt von Stadtarchivar a.D. Martin Zimmer, Plettenberg)

https://www.lefebvre.ch/wp/genealogie-3/plettenberg/buergereid-und-heiraten-mit-auswaertigen/

-Schreiben in den Brandakten der Stadt Plettenberg im Geheimen Staatsarchiv in Berlin

-A.D. 1725, Plettenberg vor dem großen Stadtbrand, Broschüre des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv zum 600jährigen Stadtjubiläum 1997

-Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen des Ermittlers der Königlich Preußischen Märkischen Kriegs- und Domänenkammer (Geheimes Staats-Archiv Brandakten der Stadt Plettenberg „Brandschäden in specie“, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin

-Unterlagen des Stadtarchivars aD Martin Zimmer, Recherche Stadtarchiv Plettenberg

-Materialien des Plettenberger Stadtarchivs, s.a. Buch: Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, herausgegeben von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997, Seite

Dr. Christoph Hendrich Homberg, Zweiter Bürgermeister zur Zeit des Stadtbrandes 1725 und ab 1726 Erster Bürgermeister (bis 1755); während des gesamten Zeitraums hatte Bernhard Baumeister das Amt des Zweiten Bürgermeisters inne (er war 1725 Stadtkämmerer und für die Finanzen der Stadt zuständig)

 

Hombergs-Haus am Maiplatz; das Gut erhielt seinen Namen durch den damaligen Besitzer Wilhelm Homberg, der von Werden an der Ruhr stammte und in Plettenberg Mitte des 17. Jahrhunderts die Stelle des ersten reformierten Predigers übernahm. Wilhelm Homberg war verheiratet mit einer Tochter des Plettenberger Richters Esselen und es ist anzunehmen, dass das am Maiplatz gelegene Haus mit sämtlichem Zubehör aus dem alten Kobbenrodt-Besitz stammt, den Homberg über seine Frau im Erbgang erhalten hatte. Im Jahre 1840 kaufte die Stadt Plettenberg das Homberg`sche Haus am Maiplatz von den Erben Homberg für 2.750 Taler und gestaltete es zu einer Schule um. Im oberen Teil diente die Schule bis zum Abriss des Gebäudes im Mai 1959 ihrem ursprünglichen Zweck, während im Erdgeschoß ein Verkehrsbüro, die Stadtbücherei und ein Leseraum untergebracht waren.

 

- Albrecht von Schwartzen, Plettenberg, Industriestadt im Sauerland, Heimatbuch, zweite Ausgabe, PA Santz Verlag, Altena, 1977

-Chronik der Stadt Plettenberg, zusammengestellt aus dem städtischen Archiv und nach von Steinens westfälischer Geschichte von Julius Hölterhoff, 184. Fundstelle auch: www.plettenberg-lexikon.de/chroniken/hoelterhoff2. htm, Seiten 1-3

-Materialien des Plettenberger Stadtarchivs, s.a. Buch: Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, hrsg. von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997

-A.D. 1725, Plettenberg vor dem großen Stadtbrand, Broschüre des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv zum 600jährigen Stadtjubiläum 1997, Ausführungen Ferenc Csapó und Stadtarchivarin Wittkopp-Beine, in: Situation der Stadt Plettenberg vor dem Stadtbrand 1725

-Von Steinen Chronik 1755, Faksimile Druck des Stadtarchivs Plettenberg 1979 mit einer Einführung von Stadtarchivar aD Martin Zimmer.

-Auszüge aus dem Bericht des Bürgermeisters Thome über die Stadt und das Amt Plettenberg aus dem Jahre 1821 und

-Auszüge aus: Was könnte Plettenberg sein… und was ist es durch den Geist seiner Bewohner; eine Chronik – verfasst vom reformierten Prediger Johann Carl Paffrath, 1823

-beide zur Verfügung gestellt in Kopie von Stadtarchivar aD Martin Zimmer

- auch: Beiträge zur Geschichte Plettenbergs, von P.D. Frommann (Druck Süderländer Tageblatt, Plettenberg, 1953)

 

Magistrat, Rat der Stadt Plettenberg, Bürgermeisteramt

Im Jahr 1397 erhielt die Stadt Plettenberg das Privileg bewilligt, in freier Wahl zwei Bürgermeister und acht Ratsleute zu wählen. Wie diese Wahl ausgeübt wurde oder vielleicht auch durch spätere Anordnungen von Landesregierungen begründet wurde, ist nicht bekannt. Mit dieser Selbstverwaltung begründeten die freien Bürger der Stadt ihre Unabhängigkeit von überkommenen Land- und Besitzverhältnissen, die zum Teil mit Leibeigenschaft noch in unmittelbarer Nachbarschaft üblich waren und beispielsweise vom Drosten zu Schwarzenberg verwaltet wurden. Im Jahr des Stadtbrandes, 1725, gab es – historisch überliefert – den sogenannten Justizbürgermeister Dr. Homberg und den Polizeibürgermeister von den Hoeven sowie den Stadtsekretarius Hammerschmidt. Aus den Unterlagen sind jedoch keine Namen von Ratsleuten ersichtlich, die es aber sehr wahrscheinlich gegeben hat, da aus dem Jahr 1720 ein diesbezüglicher Ausgabenbeleg nachweisbar ist. Wie sich die Zuständigkeiten aufgeteilt haben könnten, ließ sich anhand einer Regelung nachvollziehen, die 1734 als „rathäusliches Reglement“ schriftlich festgehalten wurde. Die Regelung bestimmte, dass der Erste Bürgermeister außer der letzten Präropative, insbesondere die Stadtpolizei, Kredit- und Ökonomiewesen zu besorgen hat. Der Zweite Bürgermeister soll für das Polizei- und Justizwesen zuständig sein, das Holzamt verwalten, d.h., auch die Forstkultur überwachen und als Bauherr die Aufsicht über die öffentlichen Gebäude, Dämme, Brücken und Gemeindewege führen. Zu beachten ist auch, dass die Viehhaltung für die Lebenshaltung und Ernährung der Bürger einen hohen Stellenwert besaß. Sie war so wichtig, dass der Umgang mit dem Vieh in mehreren Dienstvorschriften geregelt wurde, auf die auch die Bürgermeister und Ratsherren zu vereidigen waren (Beispiele: „Stadtochse“, „Nutzung Markenwaldung“, „Hirtenhaus“, „Beköstigung des Stadthirten“).

Im Roman habe ich die teilweise etwas diffizilen Zuständigkeitsregelungen zwischen von den Hoeven und Homberg des Erzählflusses und der Dramatik wegen ein wenig vereinfacht. Es ist auch nicht erwiesen, dass die Zuständigkeitsreglungen 1725 jenen der Jahre 1734 ff. entsprachen. Ich denke, der Spielraum dürfte mir gestattet sein…

Sitzungstage des Magistrats waren wöchentlich Dienstag und Freitag. Für das nicht entschuldigte Fehlen eines Ratsmitglieds war eine Strafe von fünf „Stüber“ vorgesehen.

Thema im Roman und stets von Interesse sind die Vergütungen, die mit der Ausübung öffentlicher Ämter verbunden waren. Zahlen für 1725 habe ich nicht, kann jedoch auf die ersten zwei Jahrzehnte nach dem Brand auf Zahlenmaterial zurückgreifen. Die Gehälter für den Ersten Bürgermeister betrugen 18 Taler, für den Zweiten Bürgermeister 15 Taler, für den Stadtkämmerer 15 Taler und für den Stadtsekretär immerhin 12 Taler zuzüglich einer Vergütung für die benötigten Schreibmaterialien, Stadtdiener und Nachtwächter 6 – 7 Taler. Die Ratsmitglieder wurden mit vier Stüber besoldet, genossen „Schatzfreiheit“, was so viel heißt, sie mussten keine Abgaben leisten und sie erhielten zusätzlich sogenannte „Sporteln“, das waren zum Beispiel Gelder, die anfielen, weil die Bürger nicht ohne Anweisung des Magistrats in den städtischen Bergen Holz schlagen durften und für die Genehmigung bezahlen mussten.

In den späteren Jahren sind die Gehälter für die Bürgermeister auf 30 und 24 Taler erhöht worden.

In dem Brandjahr 1725 enthält die Jahresrechnung der Stadt unter den Ausgabetiteln an Gehältern (Salarien) nur Abschlagszahlungen (also keine Gehaltszahlungen mehr) und unter – wie man heute sagen würde – „vermischten Ausgaben“ aufgewendete Beträge für „Zehrungen und Schmausereien bei den Zusammenkünften in gemeinen Stadtsachen“, über die es aber offensichtlich eine Diskussion gegeben hat, denn der Prüfvermerk des Stadtkämmerers „examiniert und passiert“ wurde letztendlich nicht unterzeichnet. Beispiel? Zitat: „Als Baumeister Moser die Stadt besichtigt, ist von Magistratspersonen verzehrt worden für 12 Stüber.“ = Eintrag vom 7. Mai 1725.

-Chronik der Stadt Plettenberg, zusammengestellt aus dem städtischen Archiv und nach von Steinens westfälischer Geschichte von Julius Hölterhoff, 184. Fundstelle auch: www.plettenberg-lexikon.de/chroniken/hoelterhoff2. htm, Seiten 1-3

-Materialien des Plettenberger Stadtarchivs, s.a. Buch: Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, herausgegeben von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997

-A.D. 1725, Plettenberg vor dem großen Stadtbrand, Broschüre des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv zum 600jährigen Stadtjubiläum 1997, Ausführungen Ferenc Csapó und Stadtarchivarin Wittkopp-Beine, in: Situation der Stadt Plettenberg vor dem Stadtbrand 1725, dort auf Seite 2

-Von Steinen Chronik 1755, Faksimile Druck des Stadtarchivs Plettenberg 1979 mit einer Einführung von Stadtarchivar aD Martin Zimmer.

-Auszüge aus dem Bericht des Bürgermeisters Thome über die Stadt und das Amt Plettenberg aus dem Jahre 1821 und

-Auszüge aus: Was könnte Plettenberg sein… und was ist es durch den Geist seiner Bewohner; eine Chronik – verfasst vom reformierten Prediger Johann Carl Paffrath, 1823

-beide zur Verfügung gestellt in Kopie von Stadtarchivar aD Martin Zimmer

-Chronik der Stadt Plettenberg, zusammengestellt aus dem städtischen Archiv und nach von Steinens westfälischer Geschichte von Julius Hölterhoff, 184. Fundstelle auch: www.plettenberg-lexikon.de/chroniken/hoelterhoff2. htm, Seiten 1-3

-Materialien des Plettenberger Stadtarchivs, s.a. Buch: Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, herausgegeben von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997

- Albrecht von Schwartzen, Plettenberg, Industriestadt im Sauerland, Heimatbuch, zweite Ausgabe, PA Santz Verlag, Altena, 1977

- auch: Beiträge zur Geschichte Plettenbergs, von P.D. Frommann (Druck Süderländer Tageblatt, Plettenberg, 1953)

 

 

Direktor Michael A. Durham

Der Protagonist des dritten Teils heißt Durham und ist der historische Ermittler, der vom preußischen König in die von der Katastrophe betroffene Stadt geschickt wurde. Ihn hat es tatsächlich gegeben. Als ich mich mit den historischen Unterlagen beschäftigte, trat dieser Mann automatisch immer stärker in das Blickfeld und interessierte mich. Denn Durham war keineswegs der typische und für diese Aufgabe berufene Katastrophenmanager, wie man heutzutage sagen würde. Wenn man davon ausgeht, dass es darum gehen sollte, der ohne Lebensmittel auf freiem Feld lebenden, traumatisierten und zum Teil schwer verletzten Bevölkerung der Stadt zu helfen, Sofortmaßnahmen einzuleiten, Bauschäden zu begutachten, Eigentumsverhältnisse zu klären und einen Wiederaufbau zu organisieren, kann man sich nur wundern, wenn man aus den Unterlagen erfährt, dass Durham von diesen Dingen nicht allzu viel verstand, sondern ein ausgewiesener und erfolgreicher Experte in Steuerfragen war. Er hatte für den preußischen König u.a. auch im Märkischen die Akzise, eine Art von Verbrauchssteuer, eingeführt und für deren Erhebung ganz praktisch beispielsweise in einem Bericht vom 14. September 1717 nach Potsdam alle Wirte, Brauer und Fuselbrenner des Sauerlandes nebst Entfernungsangaben zur nächstgelegenen Stadt, wo diese Verbrauchssteuer zu erheben war, zusammengestellt. Ein Steuerexperte also und zudem einer, der bereits Karriere gemacht hatte, längst den Titel eines Hofrates trug und als Direktor der Kriegs- und Domainenkasse zu Kleve der Preußischen Majestät andere Zuständigkeiten hatte und sich nicht erzwungenermaßen der Tortur eines solchen Aufenthaltes in einem wenig komfortablen Krisengebiet aussetzen musste. Und was noch bedacht werden muss, wenn man sich mit Durhams Rolle bei der Abfassung des Berichts zur Untersuchung des Stadtbrandes von Plettenberg beschäftigt, ist der Umstand, dass er wegen seiner Arbeiten für die Einführung der Akzise dem Magistrat, den Wirten und weiten Teilen der Bevölkerung als Steuersachverständiger des Königs bekannt war. Konfrontiert wurde er auf der anderen Seite mit der Erwartungshaltung der Bürger und Stadtoberen, dass jemand kommen würde, rasch die Organisation von Soforthilfen zu organisieren. Zunächst Lebensmittel, Kleidung, medizinische Versorgung, Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, dann die Beschaffung von Finanzmitteln und Durchsetzung von Forderungen gegen die Brandkasse, staatliche Hilfen vom König gnadenhalber. Nur Durham wusste bereits bei der Übernahme der Aufgabe (was die beiden Bürgermeister und der Stadtrichter und Stadtkämmerer ebenfalls ahnten), dass die Brandkassen angesichts zahlreicher Stadtbrände leer und insolvent waren. Man erwartete ferner von Durham einen Plan und die Organisation des Wiederaufbaus der Stadt und Hilfestellungen bei der Vermittlung von Aufträgen für den Wiederaufbau der Tuchmacherwerkstätten, damit jedermann wieder sein Auskommen finden könnte. Man kann durchaus verstehen, dass man enttäuscht und skeptisch reagierte, dass es ausgerechnet Durham sein sollte, der diese Aufgabe bewältigen sollte. Absolut kein Interesse hatte man an der Untersuchung der Brandursachen und der Beurteilung der Schuldfrage, denn wer in diesem Elend ausharrte und durchhielt, wollte nur noch seinen Blick nach vorn richten. Es war niemand in Sicht, der schuldig und zugleich reich genug gewesen wäre, um in Haftung genommen zu werden, sodass – ganz gleich, wessen Schuld in den eigenen Reihen festgestellt würde – mit einem Schadensausgleich nicht zu rechnen war und man sich künftig kaum noch in die Augen schauen und als Nachbarn und Bürger der Stadt begegnen wollen würde. Auf die eine oder andere Weise hatten viele, auf verschiedene Art und Weise wohl Schuld an dem Feuer und auch an dem Ausmaß der Katastrophe. Die reichte, wie leicht festzustellen war, von den Versäumnissen bei der konsequenten Umsetzung der Brandschutzmaßnahmen, die auch die Durchsetzung von Verboten und Geboten durch Magistrat, Verwaltung und die Zünfte sowie die Kirche umfasste, über Nachlässigkeiten im Umgang mit Fremden innerhalb der Stadtmauern, bis hin zu Intrigen und machtpolitischen Ränkespielen innerhalb der Stadt, die Teile der Bevölkerung oder Einzelne ausgrenzte oder an den Rand drängte und im Notfall eine gemeinsame Abwehrmaßnahme gegen den drohenden Untergang in Flammen verhinderte. Es wurden Stimmen laut, die befürchteten, dass wenn in Durhams Bericht all diese Dinge ausgebreitet würden, sie noch nicht einmal gnadenhalber Gelder vom König erhielten.

Doch warum schickte Potsdam den Direktor der Kriegs- und Domänenkammer nach Plettenberg – wo lagen die wahren Motive des Königs?

Durham hatte zuvor eine blitzsaubere Karriere hingelegt, was man als Beweis dafür nehmen kann, dass er es verstand, durchsetzungsstark und gegen Widerstände seinen Auftrag zum Ziel zu führen. Vor allem hatte der König offenbar ein elementares Interesse daran, die Zuschüsse aus seinen eigenen zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel so knapp zu bemessen, dass nur das dringend Notwendige abgedeckt würde, um die Eigeninitiative der Betroffenen zu stärken und möglichst bald wieder zu Strukturen zu gelangen, die zu Steuereinnahmen führen. Die Klärung der Schuldfrage war lediglich der Aufhänger der von Durham benutzt werden sollte, um zur Beantwortung der eigentlich wichtigen Fragen einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können.

Die Person des Michael Antoine Durham ist historisch belegt und viele seiner Handlungen, Anordnungen ebenfalls. Teile des Verhörs und Schriftstücke sind den Akten entliehen und behutsam an die Handlung und Sprache des Romans angepasst, ohne dabei ganz den zum Teil heute nicht mehr gebräuchlichen Wortlaut aufzugeben (der ganz eigene Interpretationen im Vergleich zu einer völlig geglätteten hochdeutsch-modernen Fassung ermöglicht).

Dennoch bleibt die Figur des Durham im Buch eine romanhafte Fiktion. Das beginnt schon in der ersten Szene des dritten Teils mit der Beauftragung durch den Geheimen Rat aus Potsdam und seine Kutschenanreise von Altena kommend, an der Lenne entlang nach Plettenberg. Vor dem Hintergrund der im ersten Kapitel des Dritten Teils historisch gesicherten Erkenntnisse zur Person des wirklichen Michael Durham entfaltet die romanhafte Erzählung ihre Wirkung.

So finden sich zu seiner Person und zur historisch tatsächlichen Handlung auch in den folgenden Abschnitten zahlreiche Szenen, die sich aus Dokumenten der Untersuchungsakten oder aus Briefen und Papieren von Zeitgenossen ergeben und der historischen Realität sehr nah kommen. Dennoch geht der Roman, indem er bewusst eigene Lösungen zur Schuldfrage und zur Geschichte anbietet sowie auch unter dramaturgischen Gesichtspunkten eigene Wege und bedient sich dabei fiktionaler Elemente. Teile von Durhams Biografie, wie seine Herkunft und problematische Beziehung zum Vater sind ebenso wie die Liebesgeschichte zu Martha der reinen Fantasie des Autors entsprungen.

Sodass festzustellen bleibt, dass die Leser über die Lektüre tatsächlich viel über die Person des historischen Michael A. Durham und seine Arbeit erfahren, dass aber auch im Ganzen betrachtet, ein Rückschluss von der Romanhandlung auf die Person von Durham, der 1725 in Plettenberg die Untersuchung führte, nicht zulässig ist, da in die Gesamtfigur des Buches zu viele fiktive Elemente eingeflossen sind. (Konnte bei dem zeitlichen Abstand zu 1725 wohl aber auch nicht anders sein.)

 

Historische Persönlichkeit der damaligen Zeit.

-Über Durham schreibt Hugo Rachel, in Acta Borussica, Handel-, Zoll- und Akzisepolitik I Seite 505 und II 1. Seite 211; siehe auch in Band I Behörden Organisation von O. Krauske , Seite 344 und in Band IV 1 Seite 822;

-Artikel und Nachweise in: Der Märker 1958, Heft 12, Seite 363; in diesem Zusammenhang auch allgemein zu 1725, -Der Märker 1952, Heft 10, S. 239/240

-Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen des Ermittlers der Königlich Preußischen Märkischen Kriegs- und Domänenkammer (Geheimes Staats-Archiv Brandakten der Stadt Plettenberg „Brandschäden in specie“, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin

-Unterlagen des Stadtarchivars aD Martin Zimmer, Recherche Stadtarchiv Plettenberg

-Materialien des Plettenberger Stadtarchivs, s.a. Buch: Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, herausgegeben von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997

 

Akzise = Verbrauchssteuer

Die Akzise war eine indirekte Steuer, die im Preußen des 18. Jahrhunderts auf den Verbrauch erhoben wurde. Akzisen wurden auf Grundnahrungsmittel (zum Beispiel Roggen, Weizen, Hopfen oder anderes Getreide beziehungsweise Mehl), auf Lebensmittel (Zucker, Salz, Fett, Fleisch), Genussmittel (Tabak, Kaffee, Tee, Bier, Sekt), auf Vieh oder auf den sonstigen Verbrauch erhoben. Steuergegenstände der Akzise waren im 18. Jahrhundert vor allem Alkoholische Getränke (Bier, Wein), Salz oder Lotterien. Die Zollvereins(ak)zise auf Bier wurde Bier-Zise oder Bierzise genannt.

Akziseeinnehmer waren Steuer-(Unter)Beamte (Torschreiber), die die Akzisen direkt am Stadttor erhoben. In vielen älteren Stadtverfassungen waren für die Erhebung oder Aufsicht der Erhebung die Akzisemeister von Amts wegen zuständig. Dabei konnte es sich auch um Personen handeln, die das Recht zur Eintreibung der Steuern von der Stadt gepachtet hatten; ihre Wahl fand traditionell am Petritag (22. Februar) „bei brennender Kerze“ statt. Diese Art der Eintreibung (einer staatlich veranlassten Abgabe durch einen Privaten zum Zweck der Gewinnerzielung) barg eine hohe Missbrauchsgefahr und war daher bei der Bevölkerung besonders verhasst. In Plettenberg wurde die Akzise durch den Richter Esselen, der zugleich auch die Funktionsbezeichnung Steuerrat in dieser Eigenschaft trug, eingetrieben und mit der preußischen Finanzverwaltung abgerechnet. Unter Friedrich Wilhelm I. wurde die Akzise im Königreich Preußen auch zum Schutzzoll und als Instrument zur Wirtschaftsförderung oder zur Wirtschaftsprotektionismus genutzt, indem sie auf ausländische Waren, vor allem Getränke, Kolonial- und Manufakturwaren, erhoben und bei der Torkontrolle eingetrieben wurde. Im Zuge dessen wurde die Akzisemauer errichtet.

 

-Hugo Rachel, in: Acta Borussica, Handel-, Zoll- und Akzisepolitik I, S. 505 ff. und II, 1, Seite 211 ff.; -E. Dösseler, Süderländer Geschichts Quellen III, Seite 19 I; und Seite 18 zur Akziseeinführung im Amte Altena 1718/1720; -Der Märker 1958, Heft 12, Seite 363; in diesem Zusammenhang auch allgemein zu 1725, -Der Märker 1952, Heft 10, S. 239/240; -s. auch Erläuterungen der Akzise: https://de.wikipedia.org/wiki/Akzise ; -Dr. Carsten Weerth, in Gabler Wirtschaftslexikon, über Fundstelle: Akzisen • Definition | Gabler https://Wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/akzisen-99647; -Materialien des Plettenberger Stadtarchivs, s.a. -Buch: Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, herausgegeben von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997, hier besonders die Ausführungen in der Chronik

-Unterlagen des Stadtarchivars aD Martin Zimmer, Recherche Stadtarchiv Plettenberg

- auch: Beiträge zur Geschichte Plettenbergs, von P.D. Frommann (Druck Süderländer Tageblatt, Plettenberg, 1953); -Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen des Ermittlers der Königlich Preußischen Märkischen Kriegs- und Domänenkammer (Geheimes Staats-Archiv Brandakten der Stadt Plettenberg „Brandschäden in specie“, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin

-Unterlagen des Stadtarchivars aD Martin Zimmer, Recherche Stadtarchiv Plettenberg

 

 

 

Martha, Magd

Martha ist eine rein fiktive Person, die in Teil 2 als Magd im Haushalt des Ersten Bürgermeisters Konrad von den Hoeven und als Vertraute der Bürgermeistergattin Agnes eingeführt wird. Sie weiß um die Verhältnisse im Haushalt des Bürgermeisters, ist jedoch verschwiegen und loyal. Intern schlägt sie sich auf die Seite von Agnes, hilft dieser bei den Arrangements von heimlichen Treffen mit Hendrik Jacobi und deckt diese ihrem Mann gegenüber. Sie wird zur Vertrauensperson für Agnes, mit der diese immer öfter auch die Aussprache sucht und von der sie aktive Unterstützung erfährt. Agnes achtet jedoch sehr darauf, nicht zwischen die Fronten der Eheleute zu geraten und nimmt ihre häuslichen Pflichten ernst. Nach dem Tod von Agnes ist sie im Haushalt des trauernden Konrad von den Hoeven nicht mehr ausgelastet. Der Bürgermeister beauftragt sie sich um die Mahlzeiten und die Wäsche des in Teil 3 des Romans auftretenden Michael Durham zu kümmern. Ihr wird im Dritten Teil, Kapitel 4, ein eigenes Kapitel gewidmet, denn hier erfahren die überraschten Leser sozusagen gemeinsam mit Durham, dass sie vor Jahren mit Durham ein Paar war und beide eine tragische Romanze à la Romeo und Julia erlebt haben. Bis zuletzt zögert sie es hinaus, sich Durham erkennen zu geben. Erst als er bedroht scheint, schiebt sie alle Vorbehalte beiseite und beide werden auf ihre Art ein Paar.

Durham und Martha spielen im Roman eine Art Gegenentwurf zu den Liebesbeziehungen um Agnes. Ihre Liebe überwindet ein Stück weit die Bürgerlichkeit und weist in die Zukunft.

 Fiktive Romanperson;

-Quelle zu den Lebens- und Arbeitsverhältnissen von Mägden in städtischen Haushalten pp. = Beschreibungen des Arbeitsalltags und –standes der Mägde als selbständige Literatur ist aus der Zeit selten. Auch im großen Buch der Stände von Ch. Weigel sind kaum Frauenberufe verzeichnet. Sodass man in der Regel den Umweg über Literatur gehen muss, in der Informationen eingestreut vorhanden sind. Interessant war für mich in diesem Zusammenhang die Beschäftigung mit Theodor Fontane, Grete Minde und einer Seminarhausarbeit von Anne Teres Lindstedt, Männliche Aussage gegen weibliche Beweise: Der Prozess gegen Grete Mine in Tangermünde (1617-1619) zum Thema Frauenalltag und Frauenschuld nach der Novelle von Fontane, die auf einer wahren Geschichte basiert. Erschienen im Universitätsverlag Halle-Wittenberg, 2017.

-Eine Magd war in der Regel eine unverheiratete junge Arbeiterin in der Landwirtschaft. Aber auch unverheiratete Dienstbotinnen oder Haushaltshelferinnen wurden 1725 als Magd oder Maid bezeichnet.

-Wesentliche Quellen zum Alltag von Mägden in dieser Zeit habe ich mir über das Internet erschlossen. Interessant fand ich noch: Tim Meldrum in 'Domestic Service and Gender: Life and Work in the London Household 1660-1750' (2000) Longman'. Er behauptet, dass eine Position als Dienstmädchen oder Magd nicht in dem Sinne als Beruf betrachtet wurde, sondern als zu entgeltende Position. Eigentlich galt die Beschäftigung als Magd oder Dienstmädchen im Bewusstsein der Bevölkerung als Übergangsphase hin zur Heirat und Familie oder hin zum besser bezahlten Beruf, beispielsweise als Köchin. Eine Frau, die als Köchin eingestellt war, wurde entweder 'kitchen' oder 'cooking maid' genannt und war damit zwar nach wie vor 'Magd', aber aufgrund gelernter und spezialisierter Fähigkeiten, jemand, der einem Beruf nachging und auch besser bezahlt wurde und auch einem Stand, nämlich dem der Köche zugeordnet werden konnte.

Menschenrechte = Forderung ausdrücklich durch Franz Pampel (fiktive Person), Mitglied der Räuberbande und verstoßener Sohn des Gastwirts und Tuchmachermeisters Christoffel Pampel (historische Person = Pape) aus dem ‚Krummen Haus‘ ; Gedanke taucht jedoch auch im Bemühen um Gerechtigkeit von Hendrik Jacobi (fiktiver Protagonist) auf

Auf Menschenrechte im Sinn unseres Grundgesetzes konnte sich Franz Pampel nicht berufen und die große Zeit der Menschenrechtserklärungen war noch nicht angebrochen. Denn wir schreiben im Roman das Jahr 1724 und Eingang fanden die Menschenrechte als historisches Ereignis in die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 und in die Verfassungen einiger nordamerikanischer Einzelstaaten, etwa in die Virginia Bill of Rights von 1776, sodann in die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 (Geschichte der französischen Revolution) und die amerikanische Bill of Rights von 1791. Diese "Gründungsdokumente" des Menschenrechtsschutzes haben über die folgenden Jahrhunderte einen maßgeblichen Einfluss auf die Verfassungsentwicklung in Amerika und Europa ausgeübt. Natürlich sind die Forderungen nach Menschenrechten und ihre Erklärungen und verfassungsrechtlichen Garantien nicht „vom Himmel gefallen“, sondern es war eine Entwicklung eines Bewusstseins und einer Geisteshaltung, die vor 1726 – auch in Preußen und anderswo – ihren Anfang nahm. Die Forderung für Rechte und Garantien für einzelne Menschen lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Vielleicht hilft es dem Verständnis, darauf hinzuweisen, dass immer konkrete Erfahrungen von Gewalt, Unrecht und Unterdrückung waren, die die Aktualität und Überzeugungskraft der Menschenrechte in ihrer jeweiligen Zeit ausmachten.

Ein Menschenrecht ist ein Recht, das für jeden Menschen gilt und das jedem Menschen individuell zusteht. Die Einforderung von Menschenrechten ist stets auch eine Reaktion auf bestehendes und erfahrenes Unrecht. In ihrer Gesamtheit garantieren die Beachtungen von Menschenrechten die Menschliche Würde, die für unsere heutige Verfassung das Maß aller Dinge darstellt. Sie garantiert dem einzelnen Menschen in der Gesellschaft auch einen Teilhabe- und Achtungsanspruch. Die Würde gibt ihm einen unveräußerlichen Wert. Diese Teilhabe und Wertschätzung fordert im Roman Franz von seinem Vater ein und das ist nicht so weit hergeholt, denn geistesgeschichtlich sind diese Gedanken auch in der christlichen Glaubenslehre angelegt, auf die sich offenbar der Vater ihm gegenüber früher immer berufen hat. Er erinnert ihn daher an seine eigenen Lehren und fordert das ein, was Meister Pampel in der Öffentlichkeit zu sein vorgibt. Von 1724 bis zur französischen Revolution mit Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sind es nur noch wenige Jahrzehnte. Das Ende des 30jährigen Krieges mit den Schrecken und den Folgen lag ebenfalls erst Jahrzehnte zurück und man erholte sich wirtschaftlich noch von den Folgen, die noch spürbar und sichtbar waren. Ein gewisses Grundvertrauen an die gottgegebene Ordnung der mittelalterlichen Stände schwand und geriet ins Wanken. Überall in Europa kam etwas in Bewegung. Auch in Plettenberg waren die Bürger selbstbewusst genug gewesen, ihre Religion gegen den Willen des Landesfürsten zu wechseln, und in der Stadt lebten freie Bürger, die nur ihre Steuern an den König zu entrichten hatten, aber ansonsten ihre Lebens- und Wirtschaftsführung mehr oder weniger frei entscheiden und gestalten konnten. Bedenken sollten wir nur, dass der Gebrauch des Wortes „Menschrechte“ von einem wie Franz Pampel etwas Anderes meint, als das, was wir heute alles mit diesem Begriff verbinden. Hier wird die ganz praktische Forderung nach Wertschätzung und Grundversorgung durch den Vater – im Sinn eines christlichen Wertverständnisses eingefordert…

Als Anmerkung zum Thema abschließend vielleicht noch ein Hinweis auf die drei Kategorien heutiger Menschenrechte:

1.     Die bürgerlichen und politischen Freiheits- und Beteiligungsrechte. Dazu gehören das Recht auf Leben, die Verbote der Folter, der Sklaverei und der Zwangsarbeit, die Rechte auf persönliche Freiheit und Sicherheit, Gedanken-, Religions-, Meinungs-, Versammlungs-, Vereinigungsfreiheit sowie justizbezogene Rechte (Gleichheit vor dem Gesetz und Gericht).

2.     Die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte, wie die Rechte auf und in Arbeit, auf soziale Sicherheit, Ernährung, Wohnen, Wasser, Gesundheit und Bildung.

3.     Die in der heutigen Gesellschaft fortentwickelten Rechte, wie die auf Entwicklung, Frieden oder saubere Umwelt.

Bewusstwerden sollte dem Leser zweierlei:

-       Das, was wir heute unter Grundrechten, Menschenrechten und Menschenwürde verstehen, bis hin zur rechtlichen Durchsetzung dieser Rechte des Einzelnen gegen den Staat in Gerichtsverfahren hat geschichtlich im 18. Jahrhundert viele Wurzeln, und im Einzelnen haben viele Regelungen auf die wir uns heute berufen und die unseren Alltag prägen, bei den Menschen und den Vordenkern damals ihren Ursprung genommen. Und diese Feststellung gilt nicht nur für die Dichter und Denker der Zeit, denen wir viel zu verdanken haben, sondern gerade auch für die einfachen Menschen, die die Last des Alltags tragen und Unrecht erleiden mussten. Ihr Leben, ihr Verhalten schufen den Nährboden für vieles.

-       Wenn wir von Menschenrechten sprechen, sollten wir bedenken, dass die Inhalte und Vorstellungen, die Menschen mit diesem Begriff verbinden, immer auch durch die historische und kulturelle Vergangenheit geprägt sind. Das macht trotz eines internationalen Kanons von Menschenrechten auf den sich die Staatengemeinschaft geeinigt hat, eine Verständigung in der Praxis oftmals so schwierig.

-Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier Menschenrechte, dort insbesondere „Zehn Fragen zu Menschenrechten“ von Dr. phil. Michael Krennerich, Vorsitzender des Nürnberger Menschenrechtszentrums, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik der Universität Erlangen-Nürnberg und Mit-Herausgeber der "Zeitschrift für Menschenrechte, in der Schriftenreihe der BuB oder Fundstelle: https://www.bpb.de/internationales/weltweit/menschenrechte/38627/zehn-fragen

- PD Dr. Christof Gramm, Dr. Stefan

Ulrich   Pieper, Grundgesetz:

Bürgerkommentar, Nomos, 2015

-Dr. Hubert Weis, Meine Grundrechte,

Beck im dtv, 4. Auflage, 1996

-Prof.Bodo Pieroth, Prof. Bernhard

Schlink, Staatsrecht II/Grundrechte,

C.F.Müller, 2012

-BVerfGE- Sammlung der

Entscheidungen des Bundesverfas-

Sungsgerichts u.a.

 

 

Johann Bachardt – Chirurgus, Chirurg und Arzt

Bei dem Arzt und Chirurg Johann Bachardt handelt es sich um eine historische Person, die zur Zeit des Stadtbrandes in Plettenberg gelebt und praktiziert hat. Er bewohnte eine Doppelhaushälfte, die unterhalb des Alten Rathauses Richtung Untertor lag und vom Brand vollständig zerstört wurde. Die andere Hälfte des Nachbarhauses bewohnte der Schlächter Johann Rincke. Auch der Stadtdiener Wilhelm Klaucken wohnte in der Nachbarschaft. Es war nicht die beste Wohnlage der Stadt.

-A.D. 1725, Plettenberg vor dem großen Stadtbrand, Broschüre des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv zum 600jährigen Stadtjubiläum 1997,

 

Hermann Heimann, Tuchmachermeister (historisch richtig auch Heymann geschrieben)

Eine historische Person, die es auch gegeben hat, und die tatsächlich auch während des Brandes am Rathaus versucht hat, Brandbekämpfungsmittel zu organisieren und zu verteilen. Im Roman versucht er ebenfalls in letzter Minute, Brandbekämpfungsmittel aus dem brennenden Rathaus zu werfen und einen Löschversuch zu organisieren. Steht in der ersten Etage des brennenden Rathauses in der offenen Luke und wirft Brandharken, Ledereimer und Schaufeln auf den Platz. Er rettet sich mit einem Sprung aus dem brennenden Haus. Der heldenhafte und todesmutige Einsatz des Tuchmachermeisters Heimann wird gewürdigt. Alle sehnen sich nach einem rettenden Helden. Nachtwächter und Stadtbüttel, Ratsmitglieder und Wachen waren nicht zu sehen. Bürgermeister von den Hoeven, der einzige Ratsherr am Ort des Geschehens, muss erleben, wie alle seine Brandschutzmaßnahmen ins Leere laufen. Die Bürger brauchen ihre Helden, um in dieser schweren Zeit, ihren Mut nicht sinken zu lassen. Heimann wird zum Helden, allerdings zu einem machtlosen und glücklosen. -> Gehört zum Freundeskreis des Protagonisten Hendrik Jacobi in der Romanhandlung.

 

-A.D. 1725 – Plettenberg vor dem großen Stadtbrand 1725 (Katalog zur Ausstellung des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv aus Anlass des 600 jährigen Stadtjubiläums

-Historische Person, die zur damaligen Zeit in Plettenberg gelebt hat. Die Zeugenaussage hat es auch tatsächlich gegeben.

-Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen des Ermittlers der Königlich Preußischen Märkischen Kriegs- und Domänenkammer (Geheimes Staats-Archiv Brandakten der Stadt Plettenberg „Brandschäden in specie“, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin

 

 

Sankt Lambertus (heute: Christuskirche)

Die Christuskirche gilt als eine der ältesten und schönsten Hallenkirchen des Sauerlandes aus dem 13. Jahrhundert. Erbauen ließ sie Graf Engelbert von der Mark als Bischof von Lüttich. Die Kirche wurde dem heiligen Lambertus gewidmet, der im Jahr 708 als Bischof von Maestricht mit Wurfspeeren durchbohrt worden sein soll. Daher ihr ursprünglicher Name Sankt Lambertus. Bis zur Zeit des Stadtbrandes trug das Kirchengebäude stolze fünf Turmspitzen auf dem Westturm, dazu einen Vierungsturm und die beiden heute noch erhaltenen Chortürme. Der Vierungsturm und die Ecktürmchen des Westturms wurden nach dem Stadtbrand von 1725 abgetragen. Der spätromanische Stil der Kirche diente als Vorbild für weitere Hallenkirchen des Sauerlandes. Die evangelische Christuskirche als Architekturmix. Die Christuskirche in Plettenberg vereint zwei Ansätze mittelalterlicher Architektur: Sie vereint westfälische und rheinische Stilelemente und ist damit einzigartig im Märkischen Kreis.

 

-Unterlagen zur Kirchengeschichte der Plettenberger Christuskirche, aus verschiedenen Quellen zusammengestellt von der Plettenberger Kirchenführerin Renate Martin-Schröder (bei nebenstehendem Text handelt es sich größtenteils um Zitate aus der Quelle)

-Geheimes Staats-Archiv Brandakten der Stadt Plettenberg „Brandschäden in specie“, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin

 

 

 

Schuster und Schlachter Hendrik Görres

Trifft auf Pastor Thöne und Reinighaus während des Brandgeschehens vor dem Alten Rathaus und erzählt, wie er zum Zeugen des Feuerausbruchs wird, als er bei der Wittib Weiß eine Kanne Bier holen will und aus dem Stall bei Brauckmanns die Flammen hat schlagen sehen.

 

 

 

 

 

Historische Person, die zur damaligen Zeit in Plettenberg gelebt hat. Die Zeugenaussage hat es auch tatsächlich gegeben.

-Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen des Ermittlers der Königlich Preußischen Märkischen Kriegs- und Domänenkammer (Geheimes Staats-Archiv Brandakten der Stadt Plettenberg „Brandschäden in specie“, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin

- Stadtpläne und Unterlagen, insbesondere auch gezeichnete Darstellungen der damaligen Bebauung durch von Schwartzen, Stadtarchivar aD, Plettenberg

 

Küster Hasenstab

Den Küster hat es tatsächlich gegeben – nur nicht den Küster Hasenstab. Der Küster ist eine fiktive Person des Romans und dem Pastor in der Phase des Stadtbrandes als Helfer und Vertrauten zur Seite gestellt. Auch, wenn die Figur des Küsters Hasenstab kein reales Vorbild für die Handlung hat, habe ich sie mit einem Augenzwinkern in Erinnerung an einen meiner besten Freunde aus Plettenberger Kindheitstagen, Axel Hasenstab, getauft.

 

Nachtwächter Johann Peter Stöcker und Eid des Stadtdieners /entsprechend des Nachtwächters

Die Person des Nachtwächters Stöcker im Roman ist frei erfunden und für 1725 allgemein und für das Brandgeschehen insbesondere nicht entwickelt worden. Doch: Nachtwächter gab es in Plettenberg – historisch belegt - bis 1890 (z. B. auch einen Johann Peter Stöcker, der in den Jahren 1817-1824 seinen Dienst versah und der von Berufs wegen im Roman sein Denkmal bekommt. Andere Nachtwächter waren: Becker [1817-1828], Christoph Diedrich Bröcker [1824-1862]. Ab 1863 wurde diese Aufgabe von Polizeibediensteten übernommen.

Stadtdieners-Eydt, aus dem 18. Jahrhundert: "Ich schwere zu Gott einen Eydt, dass ich als ein angenommener Stadtdiener zu Plettenberg zuvörderst meinem allergn. König und Herrn, demnächst Bürgermeister und Rath hieselbst getreu und hold sein wolle, also das Ge- und Verbot getreulich wahrnehmen und ausrichten, aufwärtig sein, die insiuationes der Bescheider richtig notiren oder notiren lassen, die mir anbefohlene executiones ohne Ansehung der Person und ohne Widerrede vollziehen, heimbliche Sachen niemanden offenbaren, sonsten strafbarliche Sachen nicht verschweigen und mich als einem treuen Stadtdiener gebühret, auch verhalten will, so wahr mit Gotte helfe."

 

-Materialien des Plettenberger Stadtarchivs, s.a. Buch: Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, herausgegeben von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997, hier besonders die Ausführungen in der Chronik

-Unterlagen des Stadtarchivars aD Martin Zimmer, Recherche Stadtarchiv Plettenberg

- auch: Beiträge zur Geschichte Plettenbergs, von P.D. Frommann (Druck Süderländer Tageblatt, Plettenberg, 1953)

 

Chritoffel Pampel und Franz Pampel, die Wirtschaft zum ‚Krummen Haus‘ und der Roman von W.B., Eigene Wege;

Personen zum Hausstand gehörig:

Ehefrau Elsken Pampel,

Schankmädchen und Aushilfe Anna,

Tuchmachergeselle Martin Holtkamp;

der verstoßene Sohn Franz Pampel;

dessen Kumpane aus der Räuberbande Bödenhase, August Müller und Fiederike

Der ‚Sonnenwirt‘ und sein Sohn Franz waren fiktive Personen in dem bislang ersten und einzigen Roman zum Stadtbrand von Plettenberg von W.B. (Wilhelm Brockhaus), Eigene Wege/Eine Erzählung nach geschichtlichen Tatsachen, aus der Zeit um 1880, neu aufgelegt durch den Heimatkreis Plettenberg, im Jahr 1983. Ich greife diesen Erzählstrang auf, beziehe mich jedoch auf die seit dem 17. Jahrhundert in der Stadt historisch verbürgten Wirtschaft zum ‚Krummen Haus‘ und auf die historische Person des Wirts Christoffel Pape, den es zum Zeitpunkt des Stadtbrandes tatsächlich gegeben hat. Seine Rolle im Roman ist jedoch erfunden, dramaturgisch ausgestaltet und keine sehr angenehme. Der Autor mutet seiner Figur Pampel/alias Pample im Roman einige kriminelle Energie zu und unterstellt ihm im Lauf der Handlung sogar eine Mitschuld am Brand. Dies wollte ich dem historischen Christoffel Pape und seinen Nachfahren nicht zumuten und ich habe ihn zum Zeichen, dass meine Handlung, ihn betreffend, eine reine Erfindung ist, in Pampel umgetauft. Sein Sohn Franz und die Handlung um die Räuberbande sind fiktiv, ebenso die Person der Ehefrau und streitbaren Mutter Elsken. Der Vater von Christoffel Pape war früherer Plettenberger Bürgermeister und in der Traditionswirtschaft in zentraler Lage der Stadt kehrten häufig die Ratsherren in Sitzungspausen und nach getaner Arbeit ein und debattierten weiter (überliefert).

Bei den Nebenpersonen für die Handlung – von dem Schankmädchen Anna bis zu den Mitgliedern der Räuberbande - handelt es sich um fiktives Romanpersonal. Die Person der Ehefrau ist ebenfalls erfunden, der Name jedoch einer früheren Eigentümerin eines Nachbarhauses „Elsken Bast“ entlehnt, der die ‚Zur Nachts-Hausstelle‘ gehörte. Allerdings nur der Name, nicht die persönlichen Eigenarten. Wer jetzt meint, in der Figur eines der Pampel Männer im Roman Ähnlichkeiten zu meinem Schulfreund aus Plettenberger Tagen und heutigem Zahnarzt Michael Pampel entdecken zu wollen, dem erkläre ich, dass der Name nicht zufällig eingefallen ist, Dr. Michael Pampel aber weder etwas dazu beigetragen hat, noch in irgendeiner Beziehung Ähnlichkeiten zu diesen Romanfiguren aufweist. Ich will auch nicht ausschließen, dass sich weitere Personen wiedererkennen wollen – so ist das häufig und manches mag sich ja auch über Generationen überliefern und weitervererben. Aber an dieser Stelle sei versichert, es würde mich ebenfalls überraschen und interessieren, denn es würde sich um einen reinen, von mir nicht beabsichtigten Zufall handeln. Ich habe es tunlich vermieden, überlebende Personen oder Nachfahren zu schreiben oder ihnen durch meine Schilderungen nahe zu treten. Sollte dies dennoch so empfunden werden, lag es nicht in meiner Absicht und wird von mir bedauert. Denn dann kann es sich nur um ein Missverständnis handeln.

-Meine Romanausgabe von Wilhelm Brockhaus stammt aus dem Jahr 1983.

-A.D. 1725 – Plettenberg vor dem großen Stadtbrand 1725 (Katalog zur Ausstellung des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv aus Anlass des 600 jährigen Stadtjubiläums; dort u. a. Liste der Hausbesitzer im Anhang und Recherche in Materialien des Stadtarchivs Plettenberg

- auch: Beiträge zur Geschichte Plettenbergs, von P.D. Frommann (Druck Süderländer Tageblatt, Plettenberg, 1953)

- Die Stadt Plettenberg in Westfalen, bearbeitet von Rektor Ernst Weimann, Verlag H. Burkahard, Berlin, 1927

Räuberbande (Kabrousche/Mörder-

brenner & Beutelschneider) um Franz Pampel, Bödenhase, Friederike, Müller u.a.

Fiktionaler Teil des Romans, die Existenz einer entsprechenden Räuberbande ist auch durch die späteren Ermittlungen und der Suche nach den Brandursachen nicht belegt. Allerdings ist aus den Vernehmungsprotokollen, Vermerken und Randbemerkungen durchaus historisch belegt, dass man bei der Ermittlung der Brandursachen historisch verbürgt durchaus davon ausgehen konnte, dass Katharina Dünnebier, der man den Brand schließlich zur Last legte, bei weitem nicht die einzige Person gewesen war, die in den Scheunen der Stadt übernachtete. Die Beschreibung der ‚Diebesgesellschaft‘ und des Vorgehens einer Mörderbrennerbande bezieht sich jedoch auf historische Überlieferungen von Material damaliger Ermittlungsbehörden betr. die Räuberbanden in Preußen. Die Bezeichnung ‚Kabrousche‘ steht für eine organisierte Diebesgesellschaft oder Räuberbande mit Hierarchie und Strukturen. ‚Beutelschneider‘ bezieht sich auf den Geldbeutel und man würde heute vom Diebstahl oder Raub der Geldbörse sprechen. Damals trug man die Münzen üblicher Weise in einem Beutel am Hosengurt.

-Roman von W.B., Eigene Wege, Plettenberg 1983

-Preussische Kriminalchronik hingerichteter Verbrecher/Nach alten Kriminalakten und Selbstzeugnissen erzählt, herausgegeben und bearbeitet von Michael Kirchschläger, Arnstadt, 2008

-Die deutschen Räuberbanden/In Originaldokumenten, herausgegeben und kommentiert von Heiner Boehncke und Hans Sarkowitz, Karl Müller Verlag/Eichborn Verlag 1991; u.a.

-Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen des Ermittlers der Königlich Preußischen Märkischen Kriegs- und Domänenkammer (Geheimes Staats-Archiv Brandakten der Stadt Plettenberg „Brandschäden in specie“, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin

-Unterlagen des Stadtarchivars aD Martin Zimmer, Recherche Stadtarchiv Plettenberg

Tuchmacher Burkhard Rump

Die historisch gesicherte Person heißt Heinrich Bernhard Rump, war ebenfalls Tuchmacher und bewohnte das Haus unmittelbar an den Kirchhof grenzend, links hinten am Chorrund der Kirche gelegen. In der Romanhandlung ist er derjenige, der mit Pastor Thöne bei Ausbruch des Feuers die Feuerglocke von Sankt Lambertus läutet.

A.D. 1725 – Plettenberg vor dem großen Stadtbrand 1725 (Katalog zur Ausstellung des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv aus Anlass des 600 jährigen Stadtjubiläums;

Tuchmacher / Tuchmacherzunft

-Herstellung von Tuchen aus Wolle und Flachs

-Wie ein Tuch entsteht

-Färben & Walken

-Tuchmacherzunft

-Verkaufssiegel & Tuchplomben

In alten Ständebüchern wird der Beruf des Tuchmachers wie folgt beschrieben:

„Der Tuchmacher verarbeitet gesponnene Schafwolle, welche vorher geschlagen, gewaschen, gekämmet und kartetschet sey muß, ehe sie zum Spinnen geschickt ist. Er macht die eigentlichen oder vollkommenen Tücher, die allein aus Schaffwollengarn, ohne andern Zusatz, gewebet werden.”

Die Tuchmacher wurden daher oft auch Wollweber genannt, da sie feine gewalkte und geraute Wollgewebe, sogenannte Tuche, herstellten.

Die Weber verarbeiteten jedoch zunächst erst einmal Pflanzenfasern für die Herstellung von Geweben. Erst als im Mittelalter mit der Schafhaltung und Schafschur die nachwachsende Tierwolle als Rohmaterial für die Weberei entdeckt wurde, kann man davon sprechen, dass aus den Webern die Tuchmacher wurden. Denn die Wolle ließ sich viel feiner spinnen und hatte den Pflanzenfasern von Flachs und Hanf vieles voraus. Als Qualitätsware war sie jedoch für die Weber auch ein teures Rohmaterial, sodass auch im Jahr 1725 in Plettenberg neben der hohen Qualität mit der Herstellung von Wolltuchen, immer auch noch Tuche aus Flachs hergestellt wurden.

Flachs wurde auf den eigenen Feldern vor der Stadtmauer angebaut, geerntet, die Fasern durch Schlagen „gebrochen“ und zum Trocknen zumeist in den Dachböden der Häuser unter dem Strohdach aufgehängt. Bis dorthin – nämlich unters Dach – reichte zumeist auch der Schornstein mit dem Rauchabzug, damit die Wärme im Haus verblieb und der Dachstuhl zusätzlich neben der Funktion des Trockenraums auch zum Räuchern genutzt werden konnte. Dass der giftige Rauch in der Stube gesundheitlich bedenklich werden konnte, steht heute außer Frage. Besonders bedenklich war jedoch auch die Feuergefahr, die sich beispielsweise durch Funkenflug aus dem Kamin in das Dachgeschoss direkt unter dem Strohdach ergab. Auch wenn die Vorgaben der Landesregierungen in Baudingen hier zum Brandschutz andere Maßnahmen (Dachabdeckungen durch Ziegel oder Schiefer und Schornstein, der das Dach überragt) vorsah, hier waren die Plettenberger im Jahr 1725 arm, rückständig und uneinsichtig. … und sie sollten es trotz entsprechender Vorgaben durch den von der preußischen Domainenkammer gesandten Architekten Moser, auf dessen Empfehlungen hin, städtebauliche Detail festgeschrieben wurden, auch noch lange bleiben.

Die Arbeit des Tuchewebens begann mit der „Vorbereitung der Kette“. Die Wolle als Rohmaterial musste gereinigt und zu Fäden gesponnen und die Kettfäden einzeln gespult werden. Man benötigte einen auf einer Spule gewickelten ausgebesserten und zusammenhängenden Faden von beliebiger Länge. Um für die Arbeit am Webstuhl die oftmals zu rauen Kettfäden zu glätten und auch Schwachstellen im Garn zu festigen, damit dieses nicht beim Webvorgang riss und Unregelmäßigkeiten im Stoff verursachte, tränkte man die Kettfäden in Leim oder auch in einer Mischung aus Leim und Kleister. Diesen Vorgang nannte man „Schlichten“. Dann wurden die Kettfäden auf einer breiten Walze aufgewickelt, die bei den Tuchmachern „Kettbaum“ hieß (daher nannte man das Aufwickeln auch das „Aufbäumen“). Den Kettbaum zog man mit den Kettfäden ins „Geschirr“ ein, das aus „Schäfte und Kamm“ bestand.

„Beim Weben am ‚Trittwebstuhl‘, der im frühen Mittelalter aufkam, wurden die Schäfte durch Tritthebel abwechselnd gesenkt und gehoben; dadurch bildeten die Kettfäden ein sogenanntes ‚Fach‘, durch das der ‘Schützen’ (Weberschiffchen) mit dem Schussfaden geworfen wurde. Nach dem Eintrag wurde der Schussfaden durch die pendelnd aufgehängte Lade mit dem ‘Webblatt’ (Kamm), einem rechteckigen Rahmen mit senkrechten elastischen Stahlstäbchen zur Führung der Kettfäden, an das bereits fertige Gewebe angeschlagen. Sodann wurde die Stellung der Schäfte gewechselt (umgetreten), ein neuer Schuss eingetragen und angeschlagen.“

(Nach Ernst Bock zitiert: Alte Berufe Niedersachsens, 1926)

 

Für den Tuchmacher, der sich etwas teureres Rohmaterial leisten konnte, war die Vorbereitung des Produktionsprozesses durch vorhergehende Spezialisierungen sehr viel einfacher. Die Gewinnung des Kettelgarns wurde nicht mehr in hauseigenen Spinnstuben erledigt und selbst beim Produktionsprozess war die Vorbereitung des Schusses am Webstuhl viel weniger aufwändig, weil er das meist lockerere und dickere Schussgarn vielfach schon gebrauchsfertig von Spinnern oder Garnhändlern (Kauderern) geliefert erhielt und es nur noch anfeuchten (dämpfen) musste. Die Plettenberger Tuchmacher scheinen jedoch im Jahr 1725 vor dem Stadtbrand auch dieser Entwicklung noch hinterherzulaufen. Der sich bis dahin abzeichnende wirtschaftliche Aufschwung und eine recht konservative Grundhaltung von Rat und Zunftvorstand gestatteten einen solchen Fortschritt noch nicht. Die meisten Tuchmacher der Stadt dürften das Tuch im Familienbetrieb auf althergebrachte Art selbst hergestellt haben. Statt Reinigungs- und Spinnmaschine hatten sie Spinnrad und Haspel. Durch den Haspel wurden die Fäden zu ‘Lagen’ oder ‘Docken’ gefügt. Nach dem Haspeln wurde der Faden gespult, das heißt auf Holzrollen gebracht, geschoren, gestärkt und gewebt.

Die Spezialisierung von Berufszweigen rund um die Tuchherstellung führte jedoch zu Qualitätssteigerungen, die das ‚Lenneper Tuch‘ als Ware unter Druck setzten. Ein weiteres Beispiel hierfür ist das Einfärben der Tücher. Andernorts verarbeiteten Tuchmacher gesponnene, gezwirnte und fallweise schon gefärbte Schafwolle auf Webstühlen zu Wolltuchen. Tuche, die aus gefärbter Wolle gewebt waren, besaßen einen höheren Wert als im ganzen eingefärbte Stücke. In Plettenberg begann die Zunft nach dem Stadtbrand im Jahr 1731 vor der Oberpforte im Mühlengraben zwischen dem Wieden und der Österbrücke mit dem Bau eines eigenen Färberhauses. Doch man hinkte mit der Technik und Qualität hinterher und färbte bis dahin immer ganze Tücher ein. Der Betrieb konnte sich nicht halten, da selbst die eigenen Meister wieder dazu übergingen, in Siegen färben zu lassen.

Eine Erleichterung im Produktionsprozess gab es jedoch auch in Plettenberg vor dem Stadtbrand schon seit langem – die Walkmühle, zuerst auf dem Schütteich, später auf einem Stadtgrundstück „Unter dem grünen Berge“. Die Walkmühle ersetzte das Walken mit den Füßen, mit dem frisch gewebte Tücher durch Stoßen, Strecken und Pressen über Hämmer und Walzen gereinigt und an der Oberfläche verfilzt wurden, damit sie dichter und geschmeidiger wurden. Die Tücher werden durch Walken gestaucht, verdichtet und geklopft, bis ein verfilzter Stoff entsteht, der die gewünschten wärmenden, sowie regen- und windabweisenden Eigenschaften besaß. Durch Druck, Wärme und die Zugabe einer Walkflüssigkeit (z. B. von Ton in heißem Wasser) quellen die Fasern im Tuchgewebe auf, verfilzen und durch den Druck schließen die Weblöcher sich und das Tuch erhält eine glatte, teilweise glänzende Oberfläche.

 

 

 

Tuchmacherzunft, gegründet 22.03.1648 von 18 Plettenberger Tuchmachern; das Protokollbuch wird im Stadtarchiv aufbewahrt, dort liegt auch das Einnahmen- und Ausgabenbuch der Tuchmacherzunft vom 13.06.1664, eines der Bücher, die beim Stadtbrand gerettet wurden. Zum Zeitpunkt des Stadtbrandes gab es in Plettenberg ca. 80 Tuchmacherfamilien. Die Ziele des Zusammenschlusses in einer Zunft bestanden darin: – Konkurrenzkämpfe untereinander einzudämmen und den Markt vor Ort zu regulieren, - Sicherstellung der Warenqualität und von Ausbildungsstandards und – Gewährung eines sozialen Schutzes für Mitglieder, die unverschuldet in wirtschaftliche und finanzielle Bedrängnis gerieten sowie Schutz des Produktionsstandortes vor fremden Betrieben und Waren.

Nach der Zunftordnung hatten alle Plettenberger Tuchmacher zur Zunft zugelassen zu sein. Im Umkehrschluss bedeutete dies, dass sich niemand ohne zur Zunft zu gehören, in der Stadt als Tuchmacher niederlassen durfte. Die Mitglieder wählten nach dem Mehrheitsprinzip einen Amtsmeister, der gemeinsam mit seinem Vorgänger in einer Art Schiedsgericht über „gebrechen“ (Streitigkeiten und Vergehen) innerhalb der Zunft entscheidet. Der Zunft- oder Amtsmeister erhält auch bis zu zwei Vertreter (Beisitzer) zur Seite gestellt, die ebenfalls aus den eigenen Reihen gewählt werden und die u.a. über sie Vergabe von Verkaufssiegeln für die Tuchballen und bei Abnahme der Meisterprüfung gemeinsam mit dem Amtsmeister über die Tuchqualität und die gerechte Behandlung der Interessen des einzelnen Tuchmachers zu wachen hatten. Die bestandene Meisterprüfung wurde durch eine Urkunde dokumentiert, unterzeichnet vom Bürgermeister und Zunftvorstand unterzeichnet. Jeder Meister musste Bürger werden und stets das Ansehen der Stadt und seines Standes zu fördern suchen. Dem jungen Meister zu Ehren fand ein Festmahl statt, zu dem er einen Reichstaler beizusteuern hatte. Man trank an diesem Tage aus dem Gewerbekelche, der vom Jüngsten bis zum Ältesten wanderte. Der Name des Jungmeisters wurde ins Zunft- bzw. Meisterbuch eingetragen.

Die Zunft organisierte und regelte noch viele Bereiche des Lebens. So hatten die meisten Zünfte beispielsweise gewählte oder ernannte acht Leichenträger. Sie bildeten die Leichenbruderschaft, und ihre Mitglieder trugen bei feierlichen Gelegenheiten schwarzes Zeug, Zylinderhut und langen Mantel. Sie wurden mit einem Reichstaler aus der Zunftkasse besoldet. Die beiden jüngsten Meister verrichteten der Zunft die Jüngstendienste, wie Bestellung der Leichenträger, Herstellung der Gruft und alles was die Zunft anging, sie hatten auch bei den Zunftsitzungen zu bedienen.

Als Machtfaktor in der Stadt bestimmten Zünfte nicht selten auch politische Richtungs- und Entwicklungsentscheidungen in einer Region maßgeblich mit. Darauf greift die Romanerzählung zurück. Die Tuchmacherzunft war 1725 in Plettenberg eine dominierende politische und gesellschaftliche Kraft.

è Verkaufssiegel=Bleisiegel=Tuchplomben

Es lag im Interesse der Kommunen und Zünfte, für einen gewissen Qualitätsstandard Sorge zu tragen. Eine Prüfung und Kennzeichnung war überall dort notwendig, wo sich zwischen Produzent und Verbraucher der Händler oder Zwischenhändler einschaltete. Zum Nachweis für die erfolgte Prüfung sahen Zunftordnungen und hoheitliche Gewerbeordnungen Beschauzeichen in Form von Tuchplomben vor. Mit ihnen wurden oftmals auch die Mengen der Produktion begrenzt und Einfluss auf den Markpreis genommen. Die Bedeutung der Tuchplomben wird daran deutlich, wie hoch die Strafen (bis hin zum Todesurteil) waren, die in Mittelalter und früher Neuzeit für Missbrauch und Fälschung von Stempeln vollzogen wurden. Seit dem Mittelalter haben sich bei den Siegeln, die zumeist Stadtzeichen, Gewerbeabbildungen in Form von Handwerkszeug und Jahreszahlen zeigen, die Scheibenstiftplomben durchgesetzt. Der Rohling besteht aus zwei miteinander durch einen Steg verbundenen Scheiben, deren eine einen (manchmal doppelten) Stift aufweist. Der Stift wird durch das Tuch gesteckt und das obere Teil, die Scheibe, zugeklappt. Beim Zusammenklappen der Plombe passt der Stift in das Loch der Gegenscheibe. Nach dem Prägevorgang - durch Zange oder Schlagstempel - ist der Zusammenhalt dieser Scheiben mit dem dazwischen eingeklemmten Tuch nicht ohne Zerstörung zu lösen. Dies garantierte die Verwendung des weichen Bleis als Material der Tuchplomben. Manchmal wurden Stoffballen mit mehr als einem Blei besiegelt, wenn zum Beispiel auch noch die Tuchscherer (die gewebte Tuche an der Oberfläche glätteten) oder Färber geprüft hatten. Den Vorgang der Befestigung durch Verplombung geschah vielerorts durch einen geschmiedeten Prägestempel.

Tuchschau: Tuchschau = An festgesetzten Tagen begutachteten in einem Saal (beispielsweise im Saal des Alten Rathauses) ‚Zeichenmeister‘ die Tücher, die zum Verkauf anstanden und entschieden darüber, ob sie das Verkaufssiegel erhalten, das sodann von einem ‚Zunftknecht‘ am Tuch angeschlagen wurde. Aber auch während des laufenden Produktionsprozesses sah die Zunftordnung ständige Visitationen der Meisterwerkstätten durch die Zunftmeister und eine Prüfung der vorzulegenden Webmuster und Probetücher vor.

 

-Materialien des Plettenberger Stadtarchivs, s.a. Buch: Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, herausgegeben von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997, Seite 137 ff.

-A.D. 1725 – Plettenberg vor dem großen Stadtbrand 1725 (Katalog zur Ausstellung des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv aus Anlass des 600 jährigen Stadtjubiläums; dort u. a. Einführung der Stadtarchivarin Wittkopp-Beine.

-Peter Nikolaus Caspar EgenWalkmühlen. In: ders.: Untersuchungen über den Effekt einiger in Rheinland-Westphalen bestehenden Wasserwerke, hrsg. vom Ministerium des Innern für Handel, Gewerbe und Bauwesen, Teil I-II. A. Petsch, Berlin 1831, S. 184–191

-https ://de.wikipedia.org /wiki/ Walkmühle

-Erwin Volkmann: Alte Gewerbe und Gewerbegassen – Gebrüder Memminger Verlag, Würzburg 1921

-Hironobu Sakuma: Die Nürnberger TuchmacherWeberFärber und Bereiter vom 14. bis 17. Jh. Schriftenreihe des Stadtarchivs Nornberg, Band 51, 1993

-Klaus Tidow: Aus den Amtsbüchern der Neumünsteraner Tuchmacher von 1620-1800: Heft 7, 1972

https://berufe-dieser-welt.de/die-tuchmacher
-Christoph Weigel, Abbildung und Beschreibung der gemeinnützlichen Hauptstände (1654 – 1725), Faksimile-Neudruck der Ausgabe Regensburg 1698 mit Anhang, Verlag Dr. Alfons Uhl, Nördlingen, 1988, S. 589 (Wollenbereiter), S. 593 ff. (Tuchmacher) u.a.

- Albrecht von Schwartzen, Plettenberg, Industriestadt im Sauerland, Heimatbuch, zweite Ausgabe, PA Santz Verlag, Altena, 1977, Seite 162 ff.

- Elmar Schmitt, Leben im 18. Jahrhundert/Herrschaft, Gesellschaft, Kultur, Religion, Wirtschaft/Dokumentiert und dargestellt anhand von Akzidenzdrucken der Wagnerschen Druckerei in Ulm, Rosgarten Verlag, Konstanz, 1987

- auch: Beiträge zur Geschichte Plettenbergs, von P.D. Frommann (Druck Süderländer Tageblatt, Plettenberg, 1953)

- Die Stadt Plettenberg in Westfalen, bearbeitet von Rektor Ernst Weimann, Verlag H. Burkahard, Berlin, 1927

 

 

Tuchscherer

Tuchscherer = Ein eigenständiger Berufszweig, der sich neben den Tuchmachermeistern entwickelt hatte und der sich mit der Veredelung der Tuche beschäftigte. Das fertige Tuch wurde zunächst in einer Wanne aus Holz von den Hämmern der Walke gequetscht und damit verdichtet. [Der Rat der Stadt Plettenberg überließ der Tuchmacherzunft für jährlich einen Reichtaler in der Lage ‚Unter dem grünen Berge‘ (vor der Stadtmauer gelegen) ein Grundstück für die Errichtung einer Walkmühle. Diese wurde für sechs bis zwölf Jahre an einen Tuchmachermeister verpachtet. Alle Zunftmitglieder waren verpflichtet, ihre Walkarbeiten durch diese Walkmühle ausführen zu lassen.] Anschließend wurde der Stoff mit Distelkarden oder dem Kardiereisen aufgeraut und auf Länge gezogen. Während er vielerorts in Tuchmacherstädten in Form und Länge gedehnt, auf Rahmen gespannt wurde (beispielsweise in den Tuchmacherzentren von Monschau oder Nördlingen, wo es heute noch Grundstücksbezeichnungen, wie ‚Rahmenberg‘ oder ‚Rahmenacker‘ gibt), untersagte die Plettenberger Zunftordnung der Tuchmacher ein solches Verfahren, da dies dem Produkt schade („geworffen, gewebet und geschoren, insonderhait aber nicht gerhamet“). Nach der Kardierung mit Disteln wies das Tuch viele Unebenheiten auf und war noch nicht schön anzusehen. Der Tuchscherer entfernte nun die Fäserchen und überstehenden Knoten, die durch das Aufrauen entstanden waren, mit mannsgroßen Scheren. Eine Arbeit, die viel Umsicht und Erfahrung erforderte. Die Fachliteratur schreibt hierzu: „Das Scheren der Tuche gehörte zu den höchstqualifizierten Arbeitsgängen der Textilproduktion und erforderte zudem große körperliche Kraft“ (Paulinyi, Trotzsch, Mechanisierung, Seite 150 ff.).

 

(Paulinyi, Trotzsch, Mechanisierung, Seite 150 ff.);

-. P.D. Frommann, Geschichte der Gemeinden Plettenberg, Ohle und Herscheid), Seite 161 ff.

- Plettenberger Stadtgeschichte- vom Dorf zur Stadt, Band 5, Hrsg. Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, 1997, hier: Kapitel: Aspekte wirtschaftlichen Lebens, Seiten 141-144;

- Peter Nikolaus Caspar Egen: Walkmühlen. In: Untersuchungen über den Effekt einiger in Rheinland-Westphalen bestehenden Wasserwerke, hrsg. vom Ministerium des Innern für Handel, Gewerbe und Bauwesen, Teil I-II. A. Petsch, Berlin 1831, S. 184–191

-https ://de.wikipedia.org /wiki/ Walkmühle

-Erwin Volkmann: Alte Gewerbe und Gewerbegassen, Gebrüder Memminger Verlag, Würzburg 1921

-Hironobu Sakuma: Die Nürnberger Tuchmacher, Weber, Färber und Bereiter vom 14. bis 17. Jh., Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Band 51, 1993

-Klaus Tidow: Aus den Amtsbüchern der Neumünsteraner Tuchmachervon 1620-1800: Heft 7, 1972

https://berufe-dieser-welt.de/die-tuchmacher
-Christoph Weigel, Abbildung und Beschreibung der gemeinnützlichen Hauptstände (1654 – 1725), Faksimile-Neudruck der Ausgabe Regensburg 1698 mit Anhang, Verlag Dr. Alfons Uhl, Nördlingen, 1988, S. 589 (Wollenbereiter), S. 593 ff. (Tuchmacher) u.a.;

- Albertus und Franz Mathar, Die Monschauer Tuchmacher, GEV, Eupen, 2017

- Albrecht von Schwartzen, Plettenberg, Industriestadt im Sauerland, Heimatbuch, zweite Ausgabe, PA Santz Verlag, Altena, 1977, Seite 162 ff.

- Elmar Schmitt, Leben im 18. Jahrhundert/Herrschaft, Gesellschaft, Kultur, Religion, Wirtschaft/Dokumentiert und dargestellt anhand von Akzidenzdrucken der Wagnerschen Druckerei in Ulm, Rosgarten Verlag, Konstanz, 1987

- Die Stadt Plettenberg in Westfalen, bearbeitet von Rektor Ernst Weimann, Verlag H. Burkhard, Berlin, 1927

 

 

 

Vater von Agnes, im Roman auch häufig als „Schwiegervater“ des Konrad von den Hoeven bezeichnet

Vater von Agnes, der Bürgermeistergattin, im Text auch häufig als „Schwiegervater“ des Konrad von den Hoeven bezeichnet, arbeitet zu Beginn noch am Wulff’schen Sensenhammer am Rennewerth in der Stadt, als Schmied und Geselle. Die Schmiede sind die zweite und ältere der Zünfte in der Stadt. In den Bergen oberhalb der Stadt und in der näheren Umgebung gibt es Stollen, in denen Eisenerz gebrochen wird. Er ist verheiratet, hat neben seiner Tochter Agnes noch zwei kleinere Kinder, gilt als loyal und fleißig, kennt keine Krankheit und kein Alter und ist doch nichts als ein als armer Geselle, der so gerade über die Runden kommt. Nach einem Unfall wird die Einkommenssituation in der vielköpfigen Familie schwierig. Ihm droht der Verlust seines Arbeitsplatzes im Sensenhammer. Eine Zeit lang ist die Familie sogar auf Almosen aus der Nachbarschaft und dem Freundeskreis angewiesen. Als sich der künftige Erste Bürgermeister von den Hoeven im Roman in seine Tochter Agnes verliebt, ist dies die Chance zu einem gesellschaftlichen Aufstieg. Er bekommt vom vermögenden von den Hoeven auch sogleich eine Stellung bei den Pferden und als Kutscher angeboten. Agnes sieht ein, dass sie ihrem Vater helfen muss und fühlt sich verpflichtet, ihm und der Familie zuliebe auf das Werben von Konrad von den Hoeven einzugehen. Ein besseres Leben, dies erträumen sich ihre Eltern von der Hochzeit von Agnes mit dem künftigen Bürgermeister. Er lebt in dem Glück, dass seine Tochter jetzt der ganzen Familie den Aufstieg ermöglichen wird und lässt nichts Anderes daneben gelten. Er ist unbedingt loyal zu Konrad von den Hoeven und hat kein Verständnis für seine Tochter und ihre Liebesbeziehung. Er versucht, Konrad von den Hoeven während des Feuers zu überreden, die Stadt zu verlassen, um sein eigenes Haus vor dem Untertor zu retten. Ein Mann mit Prinzipien und hoher bürgerlich gewandeter Moral.

 

-. P.D. Frommann, Geschichte der Gemeinden Plettenberg, Ohle und Herscheid)

- auch: Beiträge zur Geschichte Plettenbergs, von P.D. Frommann (Druck Süderländer Tageblatt, Plettenberg, 1953)

- Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, herausgegeben von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997, Seite 107 ff mwN.

-A.D. 1725, Plettenberg vor dem großen Stadtbrand, Broschüre des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv zum 600jährigen Stadtjubiläum 1997

- Die Stadt Plettenberg in Westfalen, bearbeitet von Rektor Ernst Weimann, Verlag H. Burkhard, Berlin, 1927

Sensenhammer am Rennewerth und Meister Wulff

 

 

Pastor Johann Wilhelm Thöne, (Erster Prediger der Lutherischen Gemeinde in Plettenberg in den Jahren 1708 – 1735)

Geboren in Soest, verstorben am 10.04.1735 in Plettenberg, war einer der ersten Augenzeugen des Feuers, das zum Stadtbrand geführt hat. Seine Beobachtungen lassen sich in den Vernehmungsprotokollen der geheimen Brandakten nachlesen. Die Beobachtungen und Begebenheiten im Roman sind teils historisch belegt, teils fiktiver Natur. Als historische Persönlichkeit der Stadtgeschichte, muss er einen „eigenen Sauerländer Dickschädel“ gehabt haben. Überliefert ist beispielsweise, dass er sich den Titel Pastor ausbedungen hat und mit dem Magistrat der Stadt über das Recht, die Vikarstellenbesetzung allein entscheiden zu können, einen über Jahre währenden Rechtsstreit geführt zu haben, der schließlich per königliche Entscheidung 1722 zu seinen Gunsten entschieden wurde. Der Magistrat machte ihm zum Vorwurf, er lasse „in vielen Stücken seine Passionen und Affekte auf der Kanzel blicken, trage auch keine Bedenken, diejenigen, so im etwas zuwidergetan, auf der Kanzel zu perstringiren oder auf eine beides ärgerliche und schimpfliche Weise durchzuhecheln, dass ein jeder handgreiflich merken könne, auf wen oder welche er gezielt.“

Thema im Roman wie im wirklichen Leben war die unerträglich Länge seiner belehrenden Predigten. Sein Vikar Reinighaus schrieb über ihn: „Er hat so lange gepredigt, dass einer, da er schon auf der Kanzel gewesen, hat können nach Ohle gehen und nach verrichteten Geschäften zurückkommend noch in die Kirche gehen und ihm noch eine Weile zuhören…“ Reinighaus schließt aber auch versöhnlich über ihn: „Er hat aber ein gutes Andenken bei der Gemeinde hinterlassen.“

In einer Szene lasse ich Pastor Thöne mit einem Presbyter bei einem Hausbesuch die Glaubensfestigkeit der Familie Jacobi prüfen. Diese Szene ist nicht nur so ausgedacht, sondern sie geht auf eine alte Praxis zurück. Die lutherische Kirchenordnung von 1687 verlangte von den Presbytern und Gemeindeältesten unspezifiziert eine ein- bis viermalige Hausvisitation bei den einzelnen Kirchenmitgliedern. In noch älteren Texten liest man hierzu, dass „die zentralen Momente der Überwachung dem aufrichtigen Glauben, gottseligen Leben und Wandel sowie dem häuslichen Friede und der Einigkeit diene“. Angesichts des Verhaltens von Hendrik Jacobi im Roman dürfte es sich bei ihm in dem Jahr sicherlich nicht um die letzte Visitation gehandelt haben …

-. P.D. Frommann, Geschichte der Gemeinden Plettenberg, Ohle und Herscheid)

- auch: Beiträge zur Geschichte Plettenbergs, von P.D. Frommann (Druck Süderländer Tageblatt, Plettenberg, 1953)

- Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, herausgegeben von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997, Seite 107 ff mwN

- Kirchengeschichtliche Unterlagen, zur Verfügung gestellt von Martin Zimmer, Stadtarchivar aD und vor allem

-A.D. 1725, Plettenberg vor dem großen Stadtbrand, Broschüre des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv zum 600jährigen Stadtjubiläum 1997

-Unterlagen zur Kirchengeschichte der Plettenberger Christuskirche, aus verschiedenen Quellen zusammengestellt von der Plettenberger Kirchenführerin Renate Martin-Schröder

-Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen des Ermittlers der Königlich Preußischen Märkischen Kriegs- und Domänenkammer (Geheimes Staats-Archiv Brandakten der Stadt Plettenberg „Brandschäden in specie“, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin

- Die Stadt Plettenberg in Westfalen, bearbeitet von Rektor Ernst Weimann, Verlag H. Burkahard, Berlin, 1927

Vikar Reinighaus

Historische Persönlichkeit: Johann Petrus Reinighaus (auch Reininghaus geschrieben), war Vikar in Plettenberg von 1725 bis 1783. Als Pfarrer folgte er Thöne im Jahr 1735 im Amt nach. Geboren 1700 in Belkenscheid bei Kierspe, ord. 6.6.1725 in Schwerte und gestorben am 29.3.1783 in Plettenberg. Er trat seinen Dienst in Plettenberg zum Zeitpunkt des großen Feuers an und musste unter schwierigsten Verhältnissen seinen Dienst versehen. Nicht nur, dass sein unmittelbarer Vorgesetzter Pastor Thöne eine starke, wenn nicht gar eigenwillige Persönlichkeit war, sondern auch die äußeren Umstände kann man sich nur sehr hart vorstellen. Er musste in einem dachlosen Zimmer hausen, wo ihn der Regen regelmäßig „aus dem Bette jagte“. In seiner Amtszeit widmete er sich besonders der Jugend und führte die Handbibeln ein, die im Amt bisher vollständig gefehlt hatten. Nach 1735 machte er die Sache nicht besser als Thöne, entwickelte auch einen ausgeprägten Sauerländischen Dickschädel und lebte häufig im Streit mit seinem zweiten Prediger Möller. Eine Auseinandersetzung, die getreu dem Spruch: „Der Tod eines Predigers ist die Geburt eines Zwistes“ nach seinem Tod fast sogar zur Spaltung der kirchlichen Verhältnisse bei den Protestanten in Plettenberg geführt hätte.

Quellen: Siehe Angaben zu Thöne;

- Geh. Staatsarchiv, Der Magistrat der Stadt Plettenberg und die Berufung des 2. Lutherischen Prediger

s-. P.D. Frommann, Geschichte der Gemeinden Plettenberg, Ohle und Herscheid, Seite 126 ff.

- auch: Beiträge zur Geschichte Plettenbergs, von P.D. Frommann (Druck Süderländer Tageblatt, Plettenberg, 1953)

 

Tuchmachermeister Jobst Rümher

Spielt im Roman eine undurchsichtige Rolle. Im ersten Teil, als er gezwungen wird, das Ehepaar Voss aus den Flammen mit ihren Karren zu retten. Im zweiten Teil nutzt er sein Wissen, um seinen Freund Christoffel Pampel zu erpressen. Er spielt in der Tuchmacherzunft eine entscheidende Rolle. Keine sehr rühmliche Aufgabe, die er als Nebenfigur im Roman zugeteilt bekommt, aber irgendjemand muss diesen Job ja erledigen – allein der Spannung wegen. Es hat den Meister Rümher tatsächlich gegeben, die ihm zugedachte Aufgabe und Handlung im Roman ist jedoch fiktiv und hat nichts mit der geschichtlichen Person des Jobst Rümher zu tun, wohl aber mit den Konflikten innerhalb der Tuchmacherzunft zu der Zeit um 1725.

-Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen des Ermittlers der Königlich Preußischen Märkischen Kriegs- und Domänenkammer (Geheimes Staats-Archiv Brandakten der Stadt Plettenberg „Brandschäden in specie“, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin

- Die Stadt Plettenberg in Westfalen, bearbeitet von Rektor Ernst Weimann, Verlag H. Burkahard, Berlin, 1927

- Stadtpläne und Unterlagen, insbesondere auch gezeichnete Darstellungen der damaligen Bebauung durch von Schwartzen, Stadtarchivar aD, Plettenberg

A.D. 1725, Plettenberg vor dem großen Stadtbrand, Broschüre des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv zum 600jährigen Stadtjubiläum 1997

 

Währung

An verschiedenen Stellen im Roman tauchen Münzwerte, Preisbezeichnungen und Lohnangaben auf. Die Zahlungsmittel und ihr Wert waren zur damaligen Zeit nicht immer so einfach zu bestimmen und zu handhaben wie zu heutigen Zeiten. Währungen folgten mit ihren Bezeichnungen, Prägungen und Werten den Hoheitsgebieten und Ländergrenzen und deshalb deckten sich auch häufig der Wert von Gold- und Silberanteil an der Münze mit dem darauf geprägten Wert. In Plettenberg kam es auf das westfälische Währungswesen an. Der aufgrund Vielzahl der in Umlauf befindlichen Münzen, insbesondere des Silbergeldes, entstehenden Unsicherheiten wegen des Münzwerts, begegnete man mit Valvationstabellen, mit deren Hilfe in großen Handelshäusern oder auf Messen und Märkten der Wert eines Zahlungsmittels festgelegt wurde. Man benutzte solche Tabellen auch, um von Seiten der Obrigkeit, bestimmte Münzen für wertlos zu erklären und aus dem Verkehr zu ziehen. In der Grafschaft Mark und damit in Plettenberg gab es vornehmlich den silbernen Gulden, die der brandenburgische Kurfürst in großer Stückzahl seit 1690 produzieren ließ, den Taler (ein Gulden = 2/3 Taler) und den Stüber (Taler = 60 Stüber), den Schilling als Silberwährung sowie die Silberpfennige. Besonders wertvolle Münzen und daher selten waren Goldgulden oder goldene Reichstaler.

Das Märkte- und Wegegeld für die Plettenberger Jahrmärkte um 1724 betrug beispielsweise:

1 Schilling pro beladenen Wagen, sechs Pfennig pro Karren, drei Pfennig je Pferd usw. An Jahresgehältern bzw. Aufwandsentschädigungen für die Wahrnehmungen des Amtes weist das Jahr 1723/24 folgende Ausgaben für Plettenberg aus: Gesamtpersonalkosten von 63 Reichsthalern, 53 Stüber und 9 Pfennig. Darin enthalten waren u.a. für den Stadtsekretär 5 Reichsthaler, für den Stadtkämmerer 9 Reichsthaler, den Stadtdiener 6 Reichsthaler, 2 Reichsthaler und 30 Stüber erhielten je Bote und Küster (für die Bedienung der Uhrglocke und das Mittagsläuten noch einmal die Hälfte davon für den Küster der Kirche)…

- Peter Ilisch, Münzfunde und Geldumlauf in Westfalen in Mittelalter und Neuzeit, Veröffentlichung des Provinzialinstituts für Westfälische Landes- und Volksforschung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Reihe 1, Heft 23

- Ausstellung zur Münzsammlung des Museums der Grafschaft Mark auf der Burg Altena und Museumsführer 1975 aus Anlass des einhundertjährigen Bestehens, Seite 42 ff.

- Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, herausgegeben von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997, Seite 160 ff und 223 ff. mwN

- Elmar Schmitt, Leben im 18. Jahrhundert/Herrschaft, Gesellschaft, Kultur, Religion, Wirtschaft/Dokumentiert und dargestellt anhand von Akzidenzdrucken der Wagnerschen Druckerei in Ulm, Rosgarten Verlag, Konstanz, 1987

 

 

‚Wickenweib‘, ‚Kräuterhexe‘, Heilkundige Frau

Taucht beispielsweise in Teil 2 Kapitel 2 und Kapitel X auf. Die Heilkundige, die erwähnt wird, als diejenige, die im Waldstück mit der Bezeichnung ‚Kirchlöh‘ oberhalb der Stadt in einer Art Einsiedelei lebte, hat ein reales Vorbild aus meinen Jugendjahren in den 60gern von Plettenberg.

 

‚Wittib‘ Witwe Weiß

Betreibt eine kleine Schankstube direkt neben Brauckmanns Wirtschaft und Fuhrunternehmen und sorgt für die Küche und das Speisenangebot bei Brauckmanns. Brauckmanns Stallungen und ihr Stall liegen unmittelbar nebeneinander. Bei Brauckmanns und ihr scheint das Feuer als erstes unbemerkt ausgebrochen zu sein. Im Rahmen der Untersuchung wird auch sie beschuldigt und vernommen. Dabei wurde auch dem Verdacht nachgegangen, das Feuer habe sich im Schornstein ihres Hauses durch unsachgemäßen Umgang mit Ofen und Ofenklappe entwickeln können. Gerüchte mündeten in Zeugenaussagen, die jedoch nicht erhärtet werden konnten. Zuletzt gestanden Brauckmann und sie ein, dass in ihrem Stall eine ortsfremde Aushilfskraft genächtigt hatte. Dies machte den Weg zur offiziellen Version zur Brandursache und zur festgestellten Schuld der Anna Katharina Dünnebier frei.

- Plettenberger Stadtgeschichte Band 5: Plettenberg vom Dorf zur Stadt, herausgegeben von der Stadt Plettenberg, bearbeitet von Bernd Fuhrmann, mit einer Chronik von Thorsten Schütz, 1997, Seite 107 ff mwN

- Kirchengeschichtliche Unterlagen, zur Verfügung gestellt von Martin Zimmer, Stadtarchivar aD und vor allem

-A.D. 1725, Plettenberg vor dem großen Stadtbrand, Broschüre des Heimatkreises Plettenberg eV in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv zum 600jährigen Stadtjubiläum 1997

-Unterlagen zur Kirchengeschichte der Plettenberger Christuskirche, aus verschiedenen Quellen zusammengestellt von der Plettenberger Kirchenführerin Renate Martin-Schröder

-Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen des Ermittlers der Königlich Preußischen Märkischen Kriegs- und Domänenkammer (Geheimes Staats-Archiv Brandakten der Stadt Plettenberg „Brandschäden in specie“, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin

- Die Stadt Plettenberg in Westfalen, bearbeitet von Rektor Ernst Weimann, Verlag H. Burkahard, Berlin, 1927

- Stadtpläne und Unterlagen, insbesondere auch gezeichnete Darstellungen der damaligen Bebauung durch von Schwartzen, Stadtarchivar aD, Plettenberg

Personen im Roman

 

 

Zusammengefasst in Listen, die den jeweiligen Gruppen und Interessengruppen zuegordnet wurden

Gruppe um Hendrik Jacobi

1.     Johannes Paulmann 1720 in die Lehre bei Meister Seißenschmidt, 1724 Meisterprüfung

2.     Johann Christoffel Klumpe aus der Unterpforte – Meister – ärmerer Bruder des reichen Heinrich Klumpe aus dem Rollenhaus

3.     Hendrich Heiman = Sohn des Altmeisters noch kein Meister, in ähnlicher Situation wie Hendrik mit seinem Vater, alteingesessene Tuchmacherfamilie

4.     Meister Conrad Stumph – wird 1726 zum Amtsmeister bestimmt, hat einen Sohn = Christoffel Stumph

5.     Christoffel Stamm – 1723 zum Meister geworden

6.     Severin Vieregge – 1719 zum Meister geworden

7.     Caspar Kissing – 1720 zum Meister – Sohn von Stephan Kissing teilen Haus mit Arnold Esselen

8.     Steffen Middendorf aus Selscheid

9.     Hermann Becker aus Ohle

10.   Christof Potten

11.   Hans Hendrich Ceysers

12.   Klaus Klinke – werden Weißgerber

13.   Martin Küstner – werden Weißgerber

14.   Matthias Zelle - Meister

15.   Matthes Hollmann – Meister

16.   Johann Diedrich Kluche – Meister

17.   Johann Hermann Seißenschmidt (Sohn des Jobst Seißenschmidt und Bruder des Peter Seißenschmidt, die als Meister auf der Seite der Gegenspieler anzutreffen sind)

18.   Fuhrmann Stefan Giese = Haus Nr. 16 liegt in der Nähe vom Obertor an einer der Hauptstraßen = Gegenspieler von Brauckmann

1726 werden die noch amtierenden Amtsmeister und Beisitzer der Zunftmeister

-       Johann Diedrich Schulte

-       Casper Eyringhausen

-       Heinrich Klumpe

durch „Anordnung“ ersetzt von:

-       Conrad Stumph (neuer Amtsmeister)

-       Johann Christoffel Klumpe aus der Unterpforte

-       Johann Hermann Seißenschmidt

-       Johann Diedrich Kluche

 

Bei der Gruppe um Hendrik Jacobi handelt es sich bis auf Steffen Middendorf und Johann Diedrich Kluche bei den genannten Personen um historische Personen, die zur Zeit des Stadtbrandes in Plettenberg gelebt haben. Die Handlungen, die jene Personen betreffen, die zur damaligen Zeit in Plettenberg gelebt haben, sind jedoch im Roman rein fiktiver Natur und lassen keine Rückschlüsse auf die tatsächliche historische Persönlichkeit zu. Dennoch habe ich mich bemüht, die jeweilige Person den zutreffenden Häusern in der Stadt und dem Stand zuzuordnen.

 

Gegenspieler in der Tuchmacherzunft bei den Alteingesessenen-Meistern

1.     Zunft-Amtsmeister Johann Dietrich Schulte = Ratsmitglied

2.     Casper Eyringhausen = Amtsmeister Beisitzer

3.     Heinrich Klumpe = Amtsmeister Beisitzer =Vertreter für Ratsmitgliedschaft (Rollenhaus)

4.     Caspar Malthan = Ratsmitglied

5.     Diedrich Allehoff = 1720-1722 Tuchmachermeister-Beisitzer

6.     Christoffel Allehoff = 1718 Tuchmachermeister-Beisitzer = Ratsmitglied

7.     Christoph Dietrich Schauerte = Rat der Stadt = reicher Tuchmachermeister und Kaufmann, Erzbergbau, Spekulant

8.     Caspar Plettenberg = Rat der Stadt

9.     Johann Henrich Brauckmann = Meister, Wirt, Fuhrunternehmer

10.   Jobst Seißenschmidt (Altmeister) = 1719 Zunftmeister

11.   Peter Seißenschmidt = 1722 und 1723 Zunftmeister und Beisitzer, Sohn des Altmeisters und Bruder von Johann Hermann Seißenschmidt = Jacobi Gruppe)

12.   Caspar Gregory = 1722 Beisitzer des Zunftmeisters Peter Seißenschmidt und dessen enger Freund, wird 1728 selbst Zunftmeister

13.   Jobst Rümher = 1723 Beisitzer des Zunftmeisters = Ratsmitglied = Freund von Peter Seißenschmidt

14.   Christoffel Pampel (‚Krummen Haus‘) = Vater war Bürgermeister, er selbst Tuchmacher, Wirt im bekannten Gasthaus seit 1600 lange Tradition, wo auch die Stadtherren gelegentlich einzukehren pflegen, Auseinandersetzung mit seinem missratenen und verstoßenen Sohn Franz = Stellvertretendes Ratsmitglied

15.   Gerhard Woerd = Tuchmacher

16.   Peter Hanebeck = Tuchmacher

17.   Diederich Pauli = Tuchmacher und ehemaliger Bürgermeister

18.   Johann Bastert = Vater war ehemaliger Zunftmeister und seit den Anfängen der Zunft dabei

19.   Henrich Bastert = erwirbt vor Brand 1725 das Haus Nr. 14 Humperts Haus von Fritz Humpert, der aufgibt und wegzieht

20.   Christof Hagedorn = ehemaliger Beisitzer Zunftmeister 1719

 

Alle genannten Personen sind historische Persönlichkeiten, die um 1725 in Plettenberg gelebt haben. Zu Christoffel Pampel und dessen Namensänderung und seine eigene Rolle im Roman besteht ein eigener Eintrag im Who is who weiter oben. Der richtige Familienname lautete Pape.

Die Handlungen, die jene Personen betreffen, die zur damaligen Zeit in Plettenberg gelebt haben, sind jedoch im Roman rein fiktiver Natur und lassen keine Rückschlüsse auf die tatsächliche historische Persönlichkeit zu. Dennoch habe ich mich bemüht, die jeweilige Person den zutreffenden Häusern in der Stadt und dem Stand zuzuordnen.

Die Bezeichnungen von Hausnummern beziehen sich auf die Stadtplanbezeichnungen, mit denen in späteren Jahren die Bebauung dokumentiert wurde.

 

Gruppe der Unentschlossenen/ Nichtbeteiligten/der Betroffenen Tuchmacher

1.     Johann Jacobi (Vater von Hendrik Jacobi)

2.     Nachtwächter Stöcker

3.     Fuhrmann Franz Twelcker

4.     Tuchmacher Diederich Wiese

5.     Christoph Thomae

6.     Rotgerus Cruse aus Iserlohn (‚Kollbuss‘-Haus) = Tuchmacher, Brauer und Wirt Nr. 97, am Kirchhof, dem Kirchtum vis á vis gelegen

7.     Nachbar Nr. 96 am Kirchhof = ‚Haus Unter den Linden‘ = Henrich Bernhard Rumpe (Tuchmacher)

8.     Christian Gerdis

9.     Christoph Betzler

10.   Tuchmacher Krohnen

11.   Johann Melcher

12.   Christoph Grote

13.   Christoph Stam

14.   Hans Knocke = Zunftmeister Beisitzer 1719

15.   Christof Bohley

16.   Casper Diedrich Becker

17.   Christoffel Kluge

18.   Henrich Sundermann = Meister 1718

19.   Steffen Stemper = Meister 1722

20.   Jonathan Brochhaus = Meister 1718

21.   Johan Hermann Heimann = Altmeister -> sein Sohn Hendrich Heimann 1722 bei ihm in die Lehre, siehe Gruppe Hendrik Jacobi = alteingesessene Tuchmacherfamilie, vergleichbare Situation wie Jacobi

 

Alle genannten Personen sind historische Persönlichkeiten, die um 1725 in Plettenberg gelebt haben.

Die Handlungen, die jene Personen betreffen, die zur damaligen Zeit in Plettenberg gelebt haben, sind jedoch im Roman rein fiktiver Natur und lassen keine Rückschlüsse auf die tatsächliche historische Persönlichkeit zu. Dennoch habe ich mich bemüht, die jeweilige Person den zutreffenden Häusern in der Stadt und dem Stand zuzuordnen.

 

Mitglieder der Räuberbande – Kabrousche

1.     Franz Pampel, der missratene und verstoßene Sohn des Wirtes Christoffel Pampel und seiner zänkischen Frau Elsken vom ‚Krummen Haus

2.     Bödenhase – Name, wie eine Berufsbezeichnung für den Einbrecher, der gewöhnlich geschickte über Dachböden und Dächer mit seiner Beute zu entkommen versteht.

3.     Anna Katharina Dünnebier – aus Iserlohn, die durch Zufall zur Gruppe stößt und später allein für die Brandstiftung und den Stadtbrand verantwortlich gemacht wird.

4.     Schurimann – Spitzname für einen, der mit Messer umzugehen versteht.

5.     August Müller, eigentlicher Chef der Kabrousche, der sich aufs Planen und Schauspielern versteht

6.     Friederike, (Müllers Freundin), die beste Taschen- und Trickdiebin weit und breit und der heimliche Kopf der Bande

7.     Hannah, die ihr Winterquartier beim Ersten Bürgermeister bezieht und ihn ausspioniert.

 

Die Kabrousche, eine Räuberbande mit organisierten Strukturen, kommt in den historischen Untersuchungsakten zum Stadtbrand von Plettenberg nicht vor. Wohl wird der Frage nachgegangen, inwieweit unkontrolliert fremde Personen innerhalb der Stadt nächtigen konnten und evtl. von dieser Seite mit einem Feuer zu rechnen war. Die Räuberbande ist jedoch ein beherrschendes Thema in dem ersten Plettenberg-Roman zum Stadtbrand von W.B., „Eigene Wege“. Allein die Anwesenheit von Katharina in der Scheune der Witwe Weiss deutet darauf hin, dass hier einiges im Argen lag, was die Vorsichtsmaßnahmen und die Sorgfaltspflicht betrafen. Anna Katharina Dünnebier, die aktenkundig die Alleinschuldige an dem Feuer gewesen sein soll, ist eine historische Persönlichkeit. Bis auf den erhaltenen Brief des Iserlohner Bürgermeisters, in dem er über die Vernehmung und die Schuld der verrückt gewordenen Inhaftierten berichtet, weiß man jedoch nur sehr wenig über die Person der Katharina – und so habe ich ihr intuitiv aus den wenigen zur Verfügung stehenden Informationen eine zeitgemäße Biografie zusammengezimmert. Die nicht gänzlich an „den Haaren herbeigezogen wurde“, sondern auch auf tatsächlichen Schilderungen andernorts beruht. Beispielsweise wurde auch meine Großmutter Martha Schmidt geborene Altmann als sehr junges Mädchen nach dem Tod ihrer Mutter von ihrem Vater von zu Hause und ihren Geschwistern getrennt und zur Arbeit auf einem weit entfernt liegenden Bauernhof verdingt. Bestimmte Verhaltensauffälligkeiten, die auf traumatische Erlebnisse und Ängste damals zurückgingen, konnte ich bis zu ihrem Tod bei ihr feststellen.

Die übrigen genannten Personen sind zwar nicht historisch belegbar in Bezug auf die Plettenberger Stadtgeschichte (wenn man einmal von der Räuberrolle eines Franz im Roman von WB, Eigene Wege absieht), sie sind jedoch historischen Personen nachempfunden, die ungefähr 80 Jahre später im Berliner Raum und Brandenburger Umfeld zu sogenannten Diebes- und Mörderbrennerbanden gehörten. Die letzten ihrer Art, die in Berlin hingerichtet wurden, waren Friederike Delitz und ihr Geliebter August Müller – voila! Mörderbrennerbanden und Brandstifter waren auch Zurzeit von 1725 keine Seltenheit und nicht zufällig waren die Brandkassen insolvent. Die Polizeiorganisation war schlecht und enge Zuständigkeitsgrenzen zwischen Grafschaften und Fürstentümern machten eine Verfolgung der bandenmäßigen Kriminalität, die grenzüberschreitend operierte, fast unmöglich. Die Kabrousche gehört daher als Zeiterscheinung dazu.